Nahrung für MorGEN?

■ Ausstellung "Essen aus dem Genlabor" beim Hauptgesundheitsamt eröffnet

Nahrung für MorGEN ?

Ausstellung „Essen aus dem Genlabor“ beim Hauptgesundheitsamt eröffnet

„Erbgut — Betreten verboten“ steht auf dem Zaun, hinter dem sich in einer Vitrine Kartoffeln verbergen. Ein eklig gelb-rosa Kuchenstück aus England, die Light-Version eines berühmten Bremer Bieres: alles potentielle Träger von genmanipulierten Inhaltsstoffen. Das Motto „Finger weg von der Gentechnik“ wird sehr deutlich in der Ausstellung „Essen aus dem Genlabor und andere GENiale Geschäfte“, die gestern im Foyer des Hauptgesundheitsamt in der Horner Straße eröffnet wurde. Noch bis zum 30.April, montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr, wollen die Veranstalter, der Bremer Gesundheitsladen und das Hauptgesundheitsamt, mit dieser Wanderausstellung des Umweltinstituts München über Entwicklungsstand, Risiken und mögliche Auswirkungen der Gentechnik aufklären.

Die Ziele der Gentechnik definieren die Aussteller so: „Leistung steigern, Zeit und Kosten einsparen, Umwelt schützen, Welthunger besiegen, Kranke heilen, Arbeitsplätze schaffen“. Die Erfüllung dieser Vorgaben und ihr Nutzen für die VerbraucherInnen werden auf den Schautafeln in Zweifel gezogen. Den Umweltschutz zum Beispiel sehen die Genkritiker nicht gefördert: zusammen mit giftresistenten Pflanzen wird auch das entsprechende Herbizid verkauft, Bauern können nur erfolgreich ernten, wenn sie beide Produkte gemeinsam kaufen. Auch die „Grüne Gentechnik“ zur Optimierung von Pflanzenwachstum festigt nach Angaben der Aussteller die ungerechten Handelsstrukturen: Saatgut- und Gentechnikindustrien aus den Ländern des Nordens halten Bauern in der Dritten Welt in Abhängigkeit. Deren Felder werden durch hohen Düngemittel- und Pestizideinsatz vergiftet, die Artenvielfalt reduziert, die Landwirtschaft weiterhin exportabhängig. Zwar verspreche sich die Genindustrie hohe finanzielle Gewinne, doch Arbeitsplätze würden dadurch nicht geschaffen, da die Verfahren in erster Linie auf Rationalisierung und Automatisierung angelegt seien. Unter dem Stichwort „Erst die Pflanze, dann das Tier, dann der Mensch? „ warnt die Ausstellung vor der schönen neuen Welt einer Gentechnik, die auch vor der Veränderung menschlicher Erbanlagen nicht haltmacht. Das Verhalten genmanipulierter Pflanzen und Tiere sei unkalkulierbar, Experimente mit freigesetzten Organismen seien „biologische Zeitbomben“, heißt es. Im Gegensatz zu den Planungen im Bundesforschungsministeriums, die eine „Deregulierung“ des Gentechnikgesetzes vorsehen, plädiert die Ausstellung für einen Stopp der Forschung und eine öffentliche Diskussion.

Herbert Brückner, Umweltbeauftragter der Bremischen Evangelischen Kirche, zog bei der Ausstellungseröffnung die Parallele zur Atomkraft: “Auch damals war das die Schlüsseltechnik für die Zukunft, es gab die gleiche Lobbyarbeit und die gleiche Wortwahl.“ Die ungeheuren Potentiale zur Veränderung der Arten seien noch bedrohlicher als die Atomenergie. Nach dem deutschen Gentechnikgesetz müssen Produzenten die Verwendung von genmanipulierten Zusatzstoffen bei Lebensmitteln nicht anzeigen. VerbraucherInnen müssen sich also bei der Frage nach Gentechnik in den Lebensmitteln auf den guten Willen der Produzenten verlassen. Auf eine Anfrage von Mitarbeiterinnen des Gesundheitsladens antworteten die Bremer Betriebe Bremerland und Haake- Beck negativ: sie verwendeten keine gentechnisch veränderten Zusatzstoffe. bpo