piwik no script img

■ Das PortraitFred Eckhard

Profilierte SprecherInnen sind leider Mangelware bei der UNO. Das fällt in Genf, wo neben dem europäischen Hauptquartier auch die meisten Sonderorganisationen ihren Sitz haben, noch mehr auf als in der New Yorker Zentrale. „Keine erstklassigen, wenig zweitklassige, die meisten drittklassig“, urteilt harsch der langjährige Genf- Korrespondent einer renommierten Zürcher Tageszeitung.

Um so mehr fallen positive Ausnahmen auf. Eine der wenigen der letzten Jahre ist Fred Eckard. Seit Anfang September 1992 fungiert der deutschstämmige Amerikaner als Sprecher der internationalen Jugoslawienkonferenz und ihrer Vorsitzenden Vance und Owen.

Anders als so mancher in seinem Geschäft tritt der 52jährige Sprachwissenschaftler und Ethnologe zurückhaltend, fast schüchtern auf. Dennoch gelingt es dem Meister der Zwischentöne in Pressekonferenzen oder Hintergrundgesprächen immer, die volle Aufmerksamkeit der Journalisten auf sich zu konzentrieren.

Für die unersättlichen Medien fiel dabei in den letzten sieben Monaten der Jugoslawienkonferenz immer etwas ab. Auch wenn es absolut nichts zu berichten gab oder Eckhards Chefs ihm ausdrücklich untersagten, irgend etwas Substantielles rauszulassen.

hier Foto Nr. 17

Foto: UN

Einige Male – etwa als er im Januar dieses Jahres unter Berufung auf die beiden Konferenzvorsitzenden von einer muslimischen Truppenkonzentration außerhalb Sarajevos berichtete und damit einen empörten Protest von Bosniens Präsident Alija Izetbegović hervorrief – überschritt Eckhard seine Kompetenzen und wurde von Vance und Owen zurückgepfiffen.

Selbst wenn er im Auftrag der beiden lügen mußte, war Eckhard meist überzeugend und konnte zumindest die Mehrzahl der Journalisten auf eine falsche Fährte locken. Wenn er nicht gerade Sonderaufgaben wahrnimmt, arbeitet der geschiedene Vater eines sechzehnjährigen Sohnes im New Yorker Informationsstab der Vereinten Nationen. Für den ehemaligen Dozenten an afrikanischen Schulen und US- Universitäten sowie langjährigen Vorsitzenden und Redakteur der UNO-Assoziation der USA durchaus keine beliebige Stelle, die er etwa für einen besser bezahlten Sprecherposten bei einem Chemiekonzern eintauschen würde. Andreas Zumach

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen