Bahn-Schulden wachsen immer schneller

■ Güterverkehr im Konjunkturloch

Frankfurt (AP) – Besonders mit ihren Güterzügen fahren Bundes- und Reichsbahn derzeit ungebremst in die roten Zahlen. Beide Unternehmen machten im vergangenen Jahr und Anfang 1993 ein deutlich größeres Minus als ohnehin befürchtet. Die Vorgaben des Wirtschaftsplans wurden nur beim Personenverkehr erreicht. Die Eisenbahner-Gewerkschaft fürchtet, daß sich als Reaktion der Personalabbau bei der Reichsbahn in diesem Jahr auf 30.000 Stellen beschleunigen wird.

Im Güterverkehr machten die Bahnen 1,86 Milliarden Mark weniger Umsatz als 1991. Im Personenverkehr gab es ein Plus von mehr als 700 Millionen. Die Entwicklung wird sich in diesem Jahr fortsetzen. Das Defizit der Bahnen stieg 1992 um die Rekordsumme von 15 Milliarden und wird Ende 1993 rund 70 Milliarden Mark betragen. Nach Berichten des Bahnvorstands vor dem Hauptpersonalrat ist der Rückgang beim Güterverkehr der schwachen Konjunkturlage geschuldet. Die Absatzkrise bei Kohle, Stahl und Auto (!) trifft die Bahn erwartungsgemäß härter als LKW-Speditionen, weil sie mit ihrer Domäne Massenguttransport überproportional von diesen alten Großindustrien abhängig ist.

Im einzelnen kam 1992 bei der Bundesbahn im Personenverkehr ein Umsatz von 10,758 Milliarden Mark zusammen (Vorjahr 9,954 Milliarden). Die Reichsbahn machte im Personenverkehr 3,150 Milliarden Mark Umsatz (3,217 Milliarden).

Viel schlechter sah es beim Güterverkehr aus: Mit 8,757 Milliarden nahm die Bundesbahn 923 Millionen Mark weniger ein als 1991, ein Rückgang um knapp zehn Prozent. „Das ist niedriger als vor 20 Jahren“, mußte der Bahnvorstand eingestehen. Bei der Reichsbahn waren es 1,732 Milliarden im Vergleich zu 2,665 im Vorjahr, das entspricht einem Minus von 933 Milliarden oder 35 Prozent.