Zinnschmelze: Streiten bis zum Harakiri

■ Dem Barmbeker Zentrum droht wegen eines Fraktionskrieges das Aus / Konkursverfahren beantragt, Subventionsstop droht

droht wegen eines Fraktionskrieges das Aus/Konkursverfahren beantragt, Subventionsstopp droht

Gehen in der Zinnschmelze bald die Lichter aus? Auf einer Mitgliederversammlung des Barmbeker Vereins für Kultur und Arbeit (BKA), dem Träger des sozio-kulturellen Zentrums am Barmbeker Bahnhof, wurden am Montag abend zwei Dinge offenbar: Zum einen ist das Gremium durch jahrelange Fraktionskämpfe demokratie-unfähig geworden, zum anderen wurde wegen der unversöhnlichen Standpunkte von der einen Fraktion ein Konkursverfahren eingeleitet. Konsequenz: Die Kulturbehörde wird wahrscheinlich die Subventionen für die Zinnschmelze streichen.

Offizieller Streitpunkt zwischen der Musik- und der Theaterfraktion (letztere besteht aus der Theater Jugend Hamburg) ist die „richtige“ Nutzung der Zinnschmelze und die Tilgung eines 1991 erwirtschafteten Defizits — über dessen Höhe sehr unterschiedliche Aussagen gemacht werden (von 20000 bis 75000 Mark). Tatsächlich haben aber wohl jahrelange persönliche Animositäten nun zu einem beispiellosen Putsch der Theaterfraktion geführt. Der wurde auf der vorgestrigen Versammlung zementiert.

Anfang Januar hatte die Theaterfraktion zunächst unzählige passive Mitglieder um sich geschart, mit deren Stimmen dann 18 Mitglieder der Theater Jugend als Stimmvieh in den Verein aufgenommen und dann auf derselben Sitzung kurzerhand die Anträge der Musikfraktion um Aufnahme in den Verein komplett ablehnt (taz berichtete). Am Montag gab man sich nicht mal mehr den Anschein demokratischen Anstands: In der außerordentlichen Mitgliederversammlung wurden die unliebsamen Vorstandsmitglieder Roger Popp und Helmut Heuer einfach abgewählt. Gleichzeitig wurde die Satzung so geändert, daß die Theater Jugend alleiniger Betreiber der Zinnschmelze wird und bleibt.

Kulturbehörde und Ortsamt reagierten auf die Nachricht der endgültigen Spaltung des Vereins (die Musikfraktion hat bereits einen eigenen Verein gegründet und ein Sanierungskonzept erstellt) unterschiedlich. Ortsamtleiter Hans- Werner Nebel äußerte den Willen „beiden Vereins-Teilen eine Plattform zu erhalten oder neu zu schaffen.“ Sollte das Spektrum der Musikszene in der Zinnschmelze nicht mehr zum Zuge kommen, wolle er sich dafür einsetzen, daß ein anderes Quartier gefunden wird.

Magrete Wulf, Referatsleiterin für Stadtteilkultur in der Kulturbehörde, zeigt sich dagegen unerbitterlich: „Wenn die Zinnschmelze auf diesem Weg kaputt geht, dann geht sie kaputt. Ein Nachfolge-Verein kommt überhaupt nicht in Frage.“ Damit soll das Risiko von Arbeitsgerichtsprozessen vermieden werden. Für Wulf hat sich im Falle eines Konkursverfahrens „der Ansatz Zinnschmelze erledigt.“ Till Briegleb