Wie Walle wieder wirft

■ Handball: Über die Hobbies eines christdemokratschen Polit-Yuppies

AUS DEN NACHBARGEMEINDEN

Wie Walle wieder wirft

Handball: Über die Hobbies eines christdemokratischen Polit-Yuppies

Der Manager der Handball-Frauen vom TuS Walle Bremen strahlt Optimismus aus: „Das ist eine Riesenchance“, sagt Jens Eckhoff und meint das Halbfinal-Rückspiel im Europapokal der Landesmeister gegen Vasas Budapest am Ostersonntag (15.30 Uhr). Das Hinspiel hatte der Deutsche Meister am vergangenen Samstag in der ungarischen Hauptstadt nur mit 13:14 verloren. „Wir werden die Ungarinnen nicht mit zehn oder zwölf Toren vom Platz fegen, dazu sind sie zu stark“, räumt der mit 27 Jahren jüngste Manager in den Handball-Bundesligen der Frauen und Männer ein. Zwei Tore würden schon reichen, und der TuS Walle stünde zum ersten Mal in seiner Geschichte im Endspiel dieses Wettbewerbs.

Das wäre die Krönung in der noch jungen Karriere des CDU-Berufspolitikers als Handball-Funktionär. Erst im August vergangenen Jahres hat Eckhoff das Manager-Ehrenamt beim TuS Walle übernommen und war nach seinen Worten „damit zum Handball gekommen wie die Jungfrau zum Kind“. Damals drohte die neben dem TV Lützellinden stärkste deutsche Mannschaft nach dem Rückzug des alleinigen Geldgebers Volker Brüggemann auseinanderzubrechen. In seiner politischen Funktion als Sprecher der Sportdeputation vertrat der „Manager-Yuppie“ die Meinung, daß die zweite sportliche Attraktion in der Hansestadt nach Fußball-Bundesligist Werder „nicht den Bach 'runtergehen darf“.

Es ist sicherlich zu einem großen Teil sein Verdienst, daß an der Weser heute noch erstklassiger Frauen-Handball geboten wird. Eckhoff, der in seiner knappen Freizeit gerne Squash spielt, hat es vor allem geschafft, „seinen Mädchen“ nach ihrem Zwangsabschied vom Vollprofitum Perspektiven außerhalb des Sports zu besorgen. Er rackert für die Mannschaft, ist ein „Workaholic“. Von den 90 Stunden, die er pro Woche arbeitet, widmet er rund 25 dem TuS Walle. Er ist für alles außer den sportlichen Belangen verantwortlich, beschafft Fernsehzeiten, macht Pressearbeit und plant für die neue Saison, in der es rund 600 000 Mark mit Hilfe einer neu gegründeten Vermarktungsfirma aufzubringen gilt. So will er bis zum Ende dieses Monats einen neuen Trainer präsentieren, dessen Namen er allerdings noch für sich behält. Der bisherige Coach Uli Weiler legte das Amt aus gesundheitlichen Gründen nieder. Außerdem sollen drei bis fünf neue Spielerinnen die Mannschaft verstärken. Mit der jetzt von ihm ins Leben gerufenen „Initiative TuS Walle 2000“ möchte Eckhoff unter anderem Förderer gewinnen und die Nachwuchsarbeit verstärken. Langfristige Ziele sind die Deutsche Meisterschaft 1994 und der Gewinn des Europapokals der Landesmeister ein Jahr später.

dpa