Frauen unerreichbar

■ Drogenstrich: Bremer Aidshilfe zieht Bilanz

„Was Fachleute befürchtet haben, ist eingetreten“, Rüdiger Schumacher, Geschäftsführer der „Aidshilfe“, zog gestern zusammen mit Ines Bilger, Mitarbeiterin im Methadonprojekt für Frauen, eine erste Bilanz nach Zerschlagung des Drogenstrichs und der Auflösung des Nachtangebots für Prostituierte. Der Gesundheitszustand der Frauen habe sich verschlechtert, mit Hilfsangeboten seien sie so gut wie nicht mehr zu erreichen.

Dabei habe sich die Zahl der Prostituierten so wenig verändert wie die der Freier. Preisverfall (auf 25 Mark pro „Dienstleistung“) und hohe Bußgelder (bei einigen bereits 800 und 1.000 Mark) zwingen die Frauen unterdessen verstärkt „auf den Acker.“ Obwohl im Stadtbild eine spürbare Verbesserung für die Anwohner eingetreten sei, könne von einer Entspannung keine Rede sein.

Die frauenspezifischen Angebote seien keine „Alternativen“ für das verschwundene Nachtangebot: Das Methadonprogramm für 40 drogenabhängige Prostituierte und zwei Wohnprojekte für insgesamt 16 Frauen wären, so Schumacher, „eine sinnvolle Ergänzung des Nachtangebots in der Schmidtstraße und im Bus“ gewesen. Um die Frauen überhaupt zu erreichen und ihnen einen geringen sozialen Schutzraum zu verschaffen, sei ein solches Angebot unverzichtbar. Schumacher plädierte deshalb erneut für die Duldung eines Drogenstrichs außerhalb von Wohngebieten.

Die Isolation der Frauen nehme zu. Ines Bilger weiß von „alten“ Klientinnen, daß die Frauen auch keine Anzeigen mehr gegen gewalttätige Freier erstatten: Das Vertrauensverhältnis zu Polizei und Staatsanwaltschaft sei nachhaltig gestört. Bilger: „Die Frauen gehen doch nicht zu den Polizisten, die ihnen nachts den Bußgeldbescheid zum Ziegenmarkt bringen.“ ra