Kalte Lohnkürzung

■ Harte Bandagen in Bremer Metallindustrie

Die rund 900 MitarbeiterInnen der Firma Bremer Werkzeug-und Maschinenbau (BWM) sind gestern standhaft geblieben. Auf einer mehrstündigen Betriebsversammlung sprachen sie sich gegen die „Erpressungsmethoden“ ihrer Betriebsleitung aus. Der Hintergrund: Eigentlich hätte am 1.April der Lohn um drei Prozent erhöht werden müssen, so war das jedenfalls 1991 im Zusammenhang mit der Arbeitszeitverkürzung vereinbart worden. Doch nun versuchen bundesweit die Metallarbeitgeber, sich um diese Vereinbarung zu drücken: Sie wollen sich die Lohnmehrkosten von den übertariflich bezahlten Leistungs- Zulagen wieder zurück holen.

Die Chefs beim Bremer Werkzeug-und Maschinenbau geben sich nur scheinbar kulant: Sie bieten an, die Lohnerhöhung nur zu mit zwei Prozent auf die Zulagen anzurechnen, wenn der Betriebsrat grundsätzlich Ja zur Kürzung sagt. Was eben auch heißt: Der Betriebsrat soll sich vor die Belegschaft stellen und behaupten, er habe immerhin das Schlimmste verhindert. „Wir sollen die Kürzung salonfähig machen“, schimpft Betriebsrat Christian Allnoch.

Die ArbeitnehmerInnen bei BWM ließen sich von solchen Angeboten nicht beeindrucken. Solange die Chefs keine Zahlen auf den Tisch legen, glauben sie ihnen kein Wort über die miese Lage des Betriebs. Vor allem wollen sie endlich ein Konzept für die Zukunft des Autozulieferers vorgelegt bekommen. Schließlich gibt es bislang nur Gerüchte, wie und mit welchen Stellenstreichungen BWM, eine 100prozentige Tochter des Hella-Konzerns in Lippstadt, umstrukturiert werden soll. Doch dazu schwieg sich die Gschäftsleitung auch gestern wieder aus. Außerdem verbot sie eine Informationsrunde für die Spätschicht-Arbeiterinnen. Allnoch: „Das hat es noch nie gegeben.“ Morgen soll es eine weitere Betriebsversammlung geben, die Debatte über die Zulagen-Kürzung wird Ende nächster Woche fortgesetzt — dann läuft in Ost-Deutschland die zweite Warnstreikwelle. cis