Von der Westtangente zur Nord-Süd-Straße

■ Vierspurige Straße soll Kreuz Schöneberg mit Yorckstraße verbinden

Berlin. Kommt die Westtangente jetzt als Stadtstraße? Für die Befürchtung der betroffenen Bezirke und der Bürgerinitiativen, daß der Senat weiterhin an einer Westtangente bastelt, gibt es erneut Anlaß. Verkehrs- und Stadtentwicklungsverwaltung sind sich jedenfalls schon einig, das Schöneberger Autobahnkreuz und die Yorckstraße mit einer vierspurigen Straße zu verbinden. Dies bestätigten beide Verwaltungen der taz auf Anfrage. Hintergrund der Verkehrsplanung: Der Bahnhof Papestraße, an dem später der Intercity-Express halten wird, soll auch mit dem Auto aus Richtung Innenstadt erreichbar sein.

Die neue Straße soll westlich der S-Bahn-Gleise vom Bahnhof Papestraße bis Bahnhof Yorckstraße verlaufen. Beginnen würde die Verbindung am Sachsendamm, würde dann die Kolonnenstraße kreuzen, bei der Monumentenstraße in der Bautzener Straße münden, die wiederum an der Yorckstraße zwischen den Yorckbrücken endet. Nach den Vorstellungen der Verkehrsverwaltung soll die Straße vierspurig sein. Neben der besseren Erreichbarkeit des Bahnhofs Papestraße entlaste der Straßenneubau auch die Schöneberger Insel, erläuterte Jürgen Müller, der bei der Umweltverwaltung für „übergeordnete Verkehrstrassen“ zuständig ist.

Sabine Ritter (AL), Schöneberger Baustadträtin, kann die Begründung für die neue Straße nicht nachvollziehen. Die Möglichkeit, von der Stadtautobahn bis an die Yorckstraße durchfahren zu können, werde zusätzlichen Autoverkehr anziehen. Statt Entlastung werde es deshalb zusätzlichen Stau geben, denn schon heute sei die Yorckstraße völlig überlastet – der Autoverkehr aus der Nord-Süd-Straße könne dort nicht abfließen. Die Stadträtin vermutet, daß hinter der Planung eine ganz andere Absicht steckt: Die seit den 60er Jahren als Autobahn geplante Westtangente soll jetzt als Stadtstraße durchgesetzt werden.

Zwei Argumente sprächen für ihre These, sagt Ritter. Wenn eine entsprechende Straße über das Gleisdreieck gebaut werde, gebe es vom Autobahnkreuz durch den Straßentunnel unter dem Tiergarten bis in den Wedding eine durchgehende Verbindung. Zum anderen habe der Regierende Bürgermeister den Straßentunnel bereits als „Herzstück einer neuen Nord- Süd-Straße“ bezeichnet.

Auch Peter Fieser von der BI Westtangente befürchtet „Schlimmes“. Seine und andere Initiativen mutmaßten, daß bereits die provisorischen Straßen auf dem Gleisdreieck, auf denen der Baustellenverkehr für die vier Tunnel bewältigt werden soll, das noch fehlende Stück einer Nord-Süd-Straße bilden werden. Dirk Wildt