Streit ums Abi

■ Behörde will schriftliche Prüfung ans Semesterende verlegen / Schüler wittern Streß

will schriftliche Prüfung ans Semesterende verlegen / Schüler wittern Streß

Einen kleinen Aufschrei gab es kurz vor der Osterpause beim Schülerrat des Wirtschaftsgymnasiums in St. Pauli. Die Schulbehörde habe hinter dem Rücken von Schülern und Lehrern beschlossen, das schriftliche Abitur an das Ende des 4. Semesters zu legen, heißt es in einer Pressemitteilung der SchülerInnen. Bereits 1995 solle diese Neuregelung in Kraft treten, die zu einer enormen Erhöhung des Arbeits- und Prüfungsdrucks führe.

Alles ganz anders, heißt es dagegen in der Schulbehörde. Man habe mitnichten „hinter dem Rücken“ der Schüler etwas beschlossen, sondern lediglich einen neuen Vorschlag erarbeitet, erklärt Behördensprecher Ulrich Vieluf. Das Papier solle jetzt Schülern, Lehrern und Elternkammer zur Stellungnahme vorgelegt werden. An der Idee der Terminverschiebung halte man allerdings fest.

Bereits vor zwei Jahren hatte es einen Vorstoß der Schulbehörde gegeben, durch Zusammenlegung der mündlichen und der schriftlichen Abiturprüfung eine effektivere Ausnutzung des letzten Schulhalbjahres zu erreichen. Gerade von Verfechtern der Schulzeitverkürzung auf zwölf Jahre, so Vieluf, werde immer wieder der Vorwurf erhoben, die letzten Wochen des 13. Schuljahres würden nur verbummelt.

Die Schülervertretung sieht das ganz anders. Die Zeit nach den Prüfungen sei wichtig, weil sie Gelegenheit biete, ohne Prüfungsdruck andere Lernmethoden auszuprobieren, sagt Boris Lotze von der SchülerInnen-Kammer Hamburg. Die Kammer lehne die Terminverschiebung ab, weil sie das letzte Halbjahr zu einem reinen Abi-Vorbereitungs-Semester degradiere, bei dem die Schüler den Streß bis zum Schluß vor sich herschieben.

Auch für die Lehrer werde der Druck erhöht, weil sie weniger Zeit zur Korrektur der Abi-Arbeiten hätten. Pädagogen, die zwei Prüfungskurse leiten, müßten folglich einen abgeben. Auch wenn die neue Regelung erst '95 in Kraft treten solle, hätte dies für die Schüler der heutigen 12. Klasse einen Lehrerwechsel zur Folge. Kaija Kutter