Volker ist schlau

■ Wie die SPD sich kreativ aus der Finanzmisere dichtet

Stellt euch vor, der Bremer Landeshaushalt wird saniert und die SPD geht pleite.

Mit dieser sehr realistischen Annahme muß sich seit drei Wochen der neue Parteivorsitzende Konrad Kunick herumschlagen. Seit Kunick in der Findorffstraße Platz genommen hat, häufen sich die Hiobsbotschaften. 250.000 Mark müssen die Bremer Genossen bei der Bonner Mutter abstottern, wie weiß kein Mensch.

Es ist zwar nur ein Gerücht, daß Kunick sich bereits Schlitze in eine Pudelmütze geschnitten hat, aber nachdem klar ist, daß nach den Stadtwerken auch andere denkbare Spender wie eine größere Bremer Brauerei nicht bereit sind, etwas in die SPD-Flasche zu schütten, ist die Lage verzweifelt.

Und eins kommt strafverschärfend dazu: Die Mitglieder laufen der Partei weiterhin schaarenweise davon. In der Not ist beispielweise der Unterbezirk West kürzlich dazu übergegangen, vor der Sitzung den Delegierten in die Parteibücher zu gucken, um zu überprüfen, ob der Beitrag erstens realistisch und zweitens überhaupt bezahlt wurde.

Und warum das alles? Zum Beispiel wegen der Stadtwerke-Connection des Bürgermeisters. Zwar ist es nicht bewiesen, aber durchaus naheliegende, daß die Stadtwerke das „Lieber Klaus“ Wahlplakat zum Teil finanzieren wollten, daß aber erstens trotz des Plakats die Wahl verlorenging, zweitens dieses Geld nicht mehr fließt und drittens viele Genossen darob der Partei den Rücken kehren, ist schon bitter.

Lieber Klaus also läuft bei der nächsten Wahl garantiert nicht mehr. Und auch die Frage, ob sich die Genossen weiterhin für teueres Geld von der Agentur Brasilhaus komische Sprüche ausdenken lassen können, ist eher unwahrscheinlich. Deshalb wird derzeit in kleinsten Zirkeln beim Mittagessen über neue Slogans nachgedacht. Kurz und knackig müssen sie sein, den Abstand zu den WählerInnen sollen sie verringern helfen, und vor allem sollen sie diesmal die Last der Verantwortung ganz vom Bürgermeister nehmen und auf mehrere starke SPD- Schultern verteilen.

In der engeren Auswahl finden wir zum Beispiel: „Henning ist prima“ und auch: „Baut auf Evi“. Sehr gelungen auch: „Uwe ist weg“, wobei die Genossen allerdings noch nicht wissen, ob sie das in diesem Herbst tatsächlich hinbekommen. Als härteste Nuß gilt genossenintern der Fall Uhl.

Doch die tragende Rolle soll im kommenden Wahlkampf der Finanzsenator übernehmen. Und da ist den Genossen sofort etwas eingefallen. „Volker ist schlau“, heißt das schöne Motto. Und was das Beste ist: Diesmal hat Günther tatsächlich keinen Pfennig dazugezahlt. Es lebe die Wiederauferstehung der politischen Kultur. Frohe Ostern wünscht Rosi Roland