Kein Geld für Inforadio

■ n-tv will nicht einsteigen / Genug Hörer, aber zuwenig Werbung akquiriert

Berlin. Für Inforadio sieht es finster aus. Der potentielle Käufer, n-tv, ist abgesprungen. Die n-tv- Gesellschafter (u.a. CNN, Time Warner) beschlossen am Donnerstag abend, das in die Krise geratene Privatradio nicht zu retten. Damit stehen beim 24stündigen Nachrichtensender rund 60 Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Wie die taz berichtete, erwägen die beiden Hauptgesellschafter Tagesspiegel und Radio Schleswig- Holstein, aus dem elektronischen Nachrichtengeschäft auszusteigen. Programmlich läuft Inforadio zwar zufriedenstellend, auch in der Hörerakzeptanz konnte ein großer Zuwachs erreicht werden, doch die Einnahmenseite blieb hinter den Erwartungen zurück. Nach 16 Monaten Sendebetrieb sollen die Verluste auf 10 Millionen DM gestiegen sein. Seit Monaten laufen Verkaufs- beziehungsweise Liquidationsverhandlungen. Potentielle Käufer gaben sich die Klinke in die Hand, besichtigten Redaktion und High-Tech-Studios, doch Verluste und Kosten des Senders ließen das anfängliche Interesse schnell verblassen. Einzig n-tv und RTL, die sich beide große Synergieeffekte von einem Zusammengehen mit Inforadio versprachen, zeigten sich kaufwillig.

Noch im Vorfeld der n-tv-Gesellschafterversammlung hatte Geschäftsführer Karl Ulrich Kuhlo verkündet, alles dafür zu tun, daß Inforadio weiterlaufen könne. Einen Tag nach der Sitzung räumte er etwas kleinlaut ein, daß n-tv „nicht die manpower hat, die starke zusätzliche Belastung“ auszuhalten. Als Journalist finde er den Gedanken faszinierend, als Geschäftsführer müsse er davon Abstand nehmen. n-tv hat augenblicklich genug mit sich selbst zu tun.

Der Schwarze Peter geht nun wieder an RSH und Tagesspiegel. Während Inforadio möglicherweise liquidiert wird, plant Tagesspiegel-Gesellschafter Holtzbrinck schon den nächsten Coup. Er will vom Medienrat den Zuschlag für die neu ausgeschriebene Brandenburgwelle. Ilona Marenbach