Friedensgespräche für Sudans „wandelnde Skelette“

■ Sudans Regierung und die SPLA-Rebellen wollen am 26. April wieder Verhandlungen aufnehmen

Abuja/Nairobi (AFP/dpa/taz) – Eine zweite Runde von Verhandlungen zur Beendigung des Bürgerkriegs in Sudan soll am 26. April in der nigerianischen Hauptstadt Abuja beginnen. Dies gab der sudanesische Verhandlungschef Ali El Hag Mohammed am Donnerstag bekannt. Sowohl die Regierung als auch die wichtigste Strömung der Rebellenbewegung Sudanesische Volksbefreiungsarmee (SPLA) unter Oberst John Garang erklärten sich nach diesen Angaben in Vorgesprächen bereit, den am 17. März von der SPLA einseitig ausgerufenen Waffenstillstand zu verlängern. Während der Abuja-Verhandlungen sollen die humanitären Hilfsleistungen ungehindert vonstatten gehen.

Im Juni 1992 war die erste Verhandlungsrunde zwischen SPLA und Regierung gescheitert. Im Februar 1993 hatte die Regierung neuen Gesprächen zugestimmt, nachdem immer lautere Töne in den USA für eine Intervention nach dem Somalia-Modell erklungen waren.

Während in Abuja der neue Gesprächstermin bekanntgegeben wurde, erklärte SPLA-Sprecher Elijah Malok in Nairobi, die Regierungstruppen hätten den Waffenstillstand gebrochen, indem sie Nebenströmungen der Rebellenbewegung mit Waffen belieferten. Wegen der Kämpfe zwischen Garangs Anhängern und der abgespaltenen sogenannten Nasir- Gruppe um Riek Machar hatten vor kurzem Hilfsflüge im Süden Sudans abgebrochen werden müssen. Nach Augenzeugenberichten kamen bei diesen Kämpfen Ende März in der Nähe von Kongor 47 Menschen um, darunter drei lokale Befehlshaber der Nasir-Gruppe.

Seit der Einstellung der Hilfsflüge sitzen in Kongor 20.000 Sudanesen ohne Nahrungsmittel fest. Der Ort bildet mit Bor und Ayod ein „Hungerdreieck“, wo nach Angaben von US-Hilfsorganisationen 80 Prozent aller Kinder vom Hungertod bedroht sind und eine Versorgung auf dem Landweg nicht möglich ist. Ein Sprecher der UNO-Operation „Lifeline Sudan“ sagte, die letzten Helfer, die in Kongor gelandet waren, hätten von „wandelnden Skeletten mit offenen Wunden, blutendem Zahnfleisch und von Fieber geschüttelt“ berichtet. Am Mittwoch erklärte das UNO-Nahrungsmittelprogramm WFP, insgesamt seien 2,8 Millionen Sudanesen vom Hungertod bedroht.

„Wir meinen, daß die Hilfe im Südsudan die höchste Priorität haben muß; denn nirgendwo auf der Welt leben die Menschen in einer solch schrecklichen Not“, meinte WFP-Exekutivdirektorin Catherine Bertini. Nach Angaben des WFP würden für die Hungerhilfe in diesem Jahr 130 Millionen Dollar benötigt. Davon seien von den Geberländern jedoch nur 14,9 Millionen Dollar zugesagt worden.