Ein Hamburger Klotz wird 20

■ Im CCH gibt's für jeden was: vom Eisbein-Fest bis zum 30sten Howie-Konzert

gibt's für jeden was: vom

Eisbein-Fest bis zum 30sten Howie-Konzert

Kleiner Ausflug ins güldene Establishment: Der Ort, wo sich Bänker und Wirtschaftsboß gute Nacht zu sagen pflegen, Hamburgs größter Plattenbau, kurz: das Congreß Centrum Hamburg (CCH), wird heute 20 Jahre alt.

Das Kongreßgebäude nebst Plaza-Hotel, das sich so harmonisch wie kein anderes in die umliegende Architektur einpaßt, wurde 1973 nach vierjähriger Bauzeit seiner Bestimmung übergeben. Und die hieß und heißt: Erfolg.

An die 650 000 BesucherInnen zählt der Klotz im Herzen von Yuppie-City nämlich jedes Jahr — so viel wie die Staatsoper und der HSV zusammen. In 17 vollklimatisierten Sälen — allein der größte zählt 3000 Sitzplätze — finden jährlich 300 Tagungen statt. Die zentrale Lage inmitten von Planten un Blomen, ein First-Class-Hotel unter dem selben Dach (Übernachtung nicht unter 200 Mark), Intercity-, U- und S-Bahn-Anschluß und eine Tiefgarage für 900 Nobelkarossen: Das ist schon absolute Welt-Ober-Sonder-Spitzenklasse, meint CCH-Geschäftsführer Paul Busse. „Das Centrum ist in der Welt immer noch einmalig.“

Im harten Konkurrenzkampf mit anderen Tagungsorten werde Hamburg dank des CCH auch weiterhin Sieger bleiben, sagt der CCH-Chef und erinnert an die Highlights der Kongreßgeschichte: Der Welt größtes Eisbeinessen etwa, das die Schiffsmakler alljährlich im CCH zelebrieren — 2600 Kilogramm Eisbein sind da ein Klacks. Schlappe 70 000 Flaschen Sekt und Wein werden nebenbei noch Jahr für Jahr im CCH geköpft. Und für den Morgen danach gab's seit dem Eröffnungstag runde 18 Millionen Tassen Kaffee.

Ein Blick in die Gästeliste: Die „Europäische Geflügel-Konferenz“ darf ebensowenig fehlen wie das „Tupperware-Nationaltreffen“ oder der „Internationale Kongreß für Haarforschung“, daneben die Bundesverbände der Tanzlehrer, Schausteller, Landfrauen und Schornsteinfeger. Vom CDU-Parteitag ganz zu schweigen.

Auch kulturell ist unser CCH unersetzlich: etwa für 47 Udo-Jürgens-Konzerte, 29mal Howard Carpendale und 20mal Karel Gott.

Alle Zweifel an der Daseinsberechtigung des Kolosses sind da längst zerstreut: Schließlich bietet das CCH der städtischen Wirtschaft den idealen Kontakthof zum Rest der Welt. Und zwischen zehn und 14 Millionen Mark Defizit im Jahr werden allemal aufgewogen von der positiven Wirkung auf Hamburgs Einzelhandel und Gastronomie. Schließlich läßt jeder CCH-Gast täglich zwischen 300 und 400 Mark springen.

Selbst die Universität greift hin und wieder gern auf das CCH zurück: Ein Kongreßzentrum für Vorlesungen in Betriebswirtschaft zu mieten ist schließlich weitaus billiger als ein Erweiterungsbau.

Und wer angesichts dieser Erfolgsbilanz immer noch meckert: Als alternativer Standort war damals noch der Sternschanzenpark im Gespräch. Das CCH blieb den Anwohnern erspart — dafür haben sie die Neue Flora bekommen. Genauso übel! Uli Mendgen