Hilfen zum Ausstieg

■ Neue Räume: Hochschwellige Beratung

An irgendeinem Zipfel anfangen, Ordnung ins Leben zu bringen — mit diesem Wunsch kommen viele der Polamidon- Substituierten in die Beratungsstelle Ani-Avati (hebräisch: ich will). Ordnung ins Leben bringen heißt zum Beispiel, zusammen den Stapel von Briefen, meist Rechnungen, aufzumachen, die der Substituierte im letzten halben Jahr ungeöffnet in die Schublade gestopft hat.

„Kleine Brötchen“, nennt der Sozialpädagoge Gerhard Böttcher das. Aber so kann eine Räumungsklage abgewendet werden. Von Anfang an das Clean- Sein anzustreben — größenwahnsinnig. Viele bräuchten schon mehrere Jahre, um den Bei-Gebrauch zu stoppen. Die Strukturierung der plötzlich so langen Tage, ein Konzept zum Abbau des Schuldenberges — diese Bedürfnisse stehen zunächst im Vordergrund.

Seit kurzem hat Ani-Avati, das vom Verein für Suchttherapie getragen wird, eigene Räume in der Contrescarpe 121 bezogen — „endlich raus aus dem Viertel“. Zwei Ausgänge hat die kleine Wohnung und ein Wartezimmer: „So können wir die Leute aneinander vorbei führen.“ Schließlich solle sich hier keine Szene bilden. Deshalb gibt es auch kein Café. Wer von den rund 400 Bremer Substituierten Beratung möchte, muß anrufen und einen Termin abmachen. Das Angebot ist also nicht mehr so niederschwellig.

Daß dadurch manche aussortiert werden, die es sonst nur noch schaffen, sich ihr Polamidon in der Arztpraxis abzuholen, wissen die beiden SozialpädagogInnen. „Manche wollen ganz klein sein, alle sollen sich um sie versammeln und sich kümmern“, beschreiben die beiden die psychische Struktur mancher Abhängigen. Böttcher hält jedoch nichts davon, „die Leute so zu füttern“.

neben einer Gruppe für substituierte Mütter plant man, vielleicht auch eine Angehörigengruppe aufzubauen. Bislang hat der Verein 25 Mitglieder. Er sucht dringend weitere, denn eine der beiden Stellen ist eine ABM, die demnächst selbst finanziert werden muß. cis