Kranke und Schläge im Bunker

■ „Pro Asyl“ berichtet von fieberndem Flüchtling und Schlägerei mit Wachpersonal

Immer noch leben kranke Menschen im Bunker. Dies stellte „Pro Asyl“ fest, eine Initiative aus Mitgliedern und Freunden der Grünen, die in den vergangenen drei Wochen mehrere Besuche im Bunker Sebaldsbrück machten. „Wir haben einen seit zwei, drei Tagen fiebernden Mann zum Arzt begleitet, der ihn auch behandelt hat. Trotz anhaltender Krankheit mußte der junge Mann aber weiter im Bunker leben“, berichtet Uwe Helmke. Die Erklärung des Senats, Kranke nicht im Bunker unterzubringen, werde mißachtet.

„Pro Asyl“ habe auch von offener Gewalt im Bunker erfahren, so Helmke weiter. Nach einem Handgemenge im Streit um verschwundene Zigaretten habe das Wachpersonal einen Flüchtling mißhandelt: „Wir haben ein ärztliches Attest gesehen. Andere Flüchtlinge haben uns den Vorfall bestätigt“, sagt Uwe Helmke. An der Darstellung des rumänischen Flüchtlings habe „Pro Asyl“ deshalb keine Zweifel. „Multiple Schwellungen, Schürfwunden und zwei offenbar von Stockschlägen herrührende Striemen auf dem Rücken“ seien ärztlich attestiert. Nach Schilderungen des Betroffenen sei er mit Handschellen von den Wachleuten in eine Ecke gedrängt und dort, zusammengekauert, geschlagen worden. Der Flüchtling sei in derselben Nacht bis zum frühen Morgen in einem nahegelegenen Polizeirevier festgehalten worden. Zwei Strafanzeigen folgten diesem Vorfall: Eine erstattete der Wachmann gegen

Bunkerleben macht krank Foto: Christian Brinkmann / image

den Flüchtling, eine der Flüchtling gegen den Wachmann.

„Uns wurde dann zunächst berichtet, daß der Wachmann sich entschuldigt und seine Anzeige zurückgezogen habe“, erzählt Uwe Helmke. In einem Telefongespräch mit dem Norddeutschen Bewachungsinstitut wurde „Pro Asyl“ dann allerdings mitgeteilt, dies sei keineswegs der Fall, die Anzeige werde aufrechterhalten. Gegenüber der taz erklärte ein Vertreter des Bewachungsinstituts, der Vorfall habe sich nach seinen Informationen ganz anders

Pritschen im

Bunker

zugetragen. „Der Mann wurde hinterhältig von den Asylanten überfallen“, erklärt er, nennt sich „Meier“ und beeilt sich hinzuzufügen: „Ich bedaure diese Menschen, die ihr Hab und Gut verlassen haben und jetzt zur kapitalistischen Sensationslustbefriedigung der Medien ausgenutzt werden.“

Eine der fünf Frauen, die mit 70 Männen in dem Bunker in Sebaldsbrück untergebracht sind, hat „Pro Asyl“ einen Zettel zugesteckt: Sie fühle sich sexuell bedroht. Die Frau bat um Hilfe.

„Pro Asyl“ fordert deshalb eine

intensive Betreuung der Flüchtlinge im Bunker, und zwar mit verstärkter Einbeziehung von Dolmetschern. Außerdem müßten Aufenthaltsräume hergerichtet, getrennte Waschräume und verschließbare Toiletten eingerichtet werden. Grundsätzlich sei die Unterbringung in Bunkern jedoch nach wie vor abzulehnen. Da die wiederholt vorgetragenen Forderungen zur Bunkerunterbringung bisher nicht eingelöst wurden, folgert "Pro Asyl": "Diese Zustände sind gewollt" — zur Abschreckung. ra