„Die Revolution war eine kommunistische Show“

■ Miroslav Sládek, Vorsitzender der „Republikanischen Partei der Tschechoslowakei“, über die „Marionette“ Václav Havel und die Wiedervereinigung der ČSFR

Miroslav Sládek: Zunächst möchte ich sagen, daß ich keine Journalisten mag. Was sie über mich schreiben, ist scheußlich. Ich mache jetzt eine Ausnahme.

taz: Danke. Wie empfinden Sie das Auseinanderbrechen der Tschechoslowakei?

Wir sind noch immer eine tschechoslowakische Partei, die einzige, und wir werden weiterhin für die Wiedervereinigung von Böhmen und Mähren mit der Slowakei und auch mit der (bis 1945 zur Tschechoslowakei gehörenden) Karpatho-Ukraine kämpfen. Die Teilung des Landes war das Werk zweier Politiker, das Ergebnis der Politik der Ministerpräsidenten Klaus und Mečiar. Es war völlig undemokratisch. Es gab keine Volksabstimmung, und nach jeder Umfrage ist die Mehrheit der Tschechen und Slowaken für eine gemeinsame Republik. Die Republikanische Partei ist eine nationalistische Partei im Sinne des „Tschechoslowakismus“.

Zur Tschechoslowakei soll auch die Karpatho-Ukraine gehören?

Unser Programm sieht eine größere Tschechoslowakei vor, auf der Grundlage des Programms des Gründers der Tschechoslowakei, Tomáš Masaryk. Vor dem Zweiten Weltkrieg war die Tschechoslowakei tausend Kilometer lang, von Aš bis nach Jasin. Ich war mehrere Male in dieser Gegend, und ich bin dort der populärste Politiker. 90 Prozent der Einwohner wollen sich wieder der Tschechoslowakei anschließen, weil sie sich an die Zeit von 1918 bis 1938 als die beste Zeit in ihrer Geschichte erinnern.

Ist es nicht eigenartig, daß Sie sich auf Masaryks Vermächtnis berufen? Als liberaler Sozialdemokrat ist er auch Präsident Havels Vorbild.

Havel verdient nicht, sich auf Masaryk zu berufen. Die samtene Revolution war eine von den Kommunisten inszenierte Schau und Havel nur eine Marionette in einem Schauspiel, das jahrelang vorbereitet wurde. Heute ist er der schwächste Präsident seit der Zeit des deutschen Nazi-Protektorats. Er hat die Gefängnisse geleert und die Straßen mit Kriminellen gefüllt. Er hat sich bei den Sudetendeutschen entschuldigt, die die Tschechoslowakei 1938 zum ersten Mal zerschlagen haben. Und vor allem hat er an der Teilung der Tschechoslowakei mitgewirkt. Den Ruf, den er im Westen hat, verdankt er nur der Hollywoodpropaganda der westlichen Presse. Wir in der Tschechoslowakei sehen ihn als einen Alkoholiker, den man im Fernsehen immer nur mit einem Bierkrug in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand erlebt. Können Sie sich vorstellen, daß Major oder Clinton so in der Öffentlichkeit auftreten?

Ihre Partei hat vor kurzem einen Gesetzentwurf eingebracht, der der Polizei besondere Rechte zugestehen würde, die Roma-Bevölkerung zu kontrollieren...

Nicht nur die Zigeuner-Bevölkerung, sondern alle Einwohner, schwarz oder weiß. Die Kriminalität ist um das drei- oder vierfache gestiegen. Es ist schrecklich, es gibt keine Sicherheit auf den Straßen oder in den Dörfern. Sicherlich werden die Zigeuner unter dieses Gesetz fallen, weil sie die meisten Verbrechen begehen. Das Problem ist, daß die Polizei jetzt gegen die Zigeuner machtlos ist, weil sie sie nicht ausweisen kann. Das Parlament wird bald über dieses Gesetz abstimmen, und danach werden wir die Liste der Abgeordneten und ihrer Stimmabgabe veröffentlichen. Die Menschen wollen dieses Gesetz, sogar viele Zigeuner selbst, die sich gegen den Zuzug neuer Zigeuner wehren.

Dieses Gesetz und ähnliche andere sind von Menschenrechtsgruppen scharf kritisiert worden.

Oh nein... Letztes Jahr war ich in Los Angeles an der Universität von Kalifornien, und ein Professor fragte nach diesem Gesetz und den Menschenrechten. Ich sagte zu ihm: Wollen Sie hier die Zigeuner haben? Kein Problem, wir können Ihnen genug abgeben. Ich kümmere mich nicht um L.A.s Probleme mit den Schwarzen, und Sie gestehen uns zu, daß wir uns um die Tschechoslowakei kümmern. Ich glaube, wir wissen am besten, was dieses Land braucht.

Was wollen Sie also mit den Zigeunern tun?

Alle Zigeuner, die in den letzten fünf Jahren hergekommen sind, sollten dorthin zurückgeschickt werden, wo sie herkamen. Das dürfte nicht so schwierig sein. Sie haben nicht viele Möbel oder sonst etwas. Die Polizei könnte sie in die Züge setzen und zurückschicken.

Stimmt es, daß Sie dem ersten Dorf, das alle Roma ausweist, ein Auto versprochen haben?

Ja, das stimmt. Die erste Polizeibehörde, die alle ihre Zigeuner ausweist, kriegt einen Alfa Romeo. Interview: Paul Hockenos

Aus dem Amerikanischen von Meino Büning