Kiel widerspricht Schröder

■ Konzept zur Aufklärung der Leukämiefälle in der Elbmarsch umstritten

in der Elbmarsch umstritten

Mit Unverständnis hat das schleswig-holsteinische Energieministerium auf die Ankündigung des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder reagiert, eine neue Expertengruppe zur Untersuchung der erhöhten Blutkrebsrate in der Elbmarsch einzusetzen. „Es besteht kein erkennbarer Bedarf für eine weitere Kommission“, stellte Ministeriumssprecher Raju Sharma gestern klar. Schließlich würden sich schon zwei ExpertInnenrunden mit den Leukämieerkrankungen im Umfeld der Atomanlagen von Krümmel und Geesthacht befassen.

Schröder hatte die neue Arbeitsgruppe, die hauptsächlich aus StrahlenexpertInnen bestehen soll, am Dienstag nach einem Gespräch mit der Bürgerinitiative „Leukämie in der Elbmarsch“ aus dem Hut gezaubert. Er ließ dabei durchblicken, daß die bestehenden Leukämiekommissionen nach seiner Auffassung bislang nicht effektiv genug gearbeitet haben. Das liegt nach Ansicht der BI auch daran, daß in der ExpertInnenrunde fast nur atomfreundliche WissenschaftlerInnen säßen.

Schläge aus Kiel mußte der niedersächsische Ministerpräsident auch für seine Forderungen einstecken, die Betreiber des Kernkraftwerks Krümmel notfalls mit Hilfe des Atomgesetzes zwingen zu wollen, alle betriebsinternen Daten rauszurücken, die die Kommissionen für ihre Aufklärungsarbeit benötigen. Außerdem verlangte Schröder, die Pforten des AKWs auch für atomkritische WissenschaftlerInnen zu öffnen. „Offenbar ist Herr Schröder nicht über den Stand der Dinge informiert“, so Ministeriumssprecher Raju Sharma. Die Kieler Leukämie-Kommission habe bereits am 12. März beschlossen, das Öko-Institut mit der Auswertung der „Rohdaten“ des Atommeilers zu beauftragen. „Damit haben wir den Forderungen der Bürgerinitiativen und Robin Woods entsprochen“, betonte Sharma.

Auch die Hamburger Elektrizitäts-Werke (HEW) halten Schröders Forderungen für „nicht nachvollziehbar“. HEW-Sprecher Johannes Altmeppen gegenüber der taz: „Wir haben den Kommissionen stets alle benötigten Daten zur Verfügung gestellt und längst vereinbart, kritische Wissenschaftler in den Reaktor zu lassen.“ Schröders Forderung, die HEW notfalls mit Hilfe des Atomgesetzes zu einer Datenfreigabe zu zwingen, sei deshalb „gegenstandslos“. mac