Rote Laterne für die "rote Uni"

■ Die Universitäten Bremen und Oldenburg schneiden bei "Stern"-Umfrage schlecht ab

Rote Laterne für die „rote Uni“

Die Universitäten Bremen und Oldenburg schneiden bei „Stern“-Umfrage schlecht ab

Pünktlich zu Beginn des Sommersemesters kämpfen die Universitäten Bremen und Oldenburg um ihren Ruf. In einer Rangliste von 51 westdeutschen Unis, die der „Stern“ in seiner aktuellen Ausgabe veröffentlicht, bewegt Oldenburg sich bei Platz 47. Die Universität Bremen dagegen erreicht in der nach „Wissenschaft“, „Praxis“ und „Renomee der Wissenschaftler“ dreigeteilten Liste jedes Mal den 51. und damit letzten Platz. Göttingen, Aachen und München führen die Gesamtwertung an.

Im Gegensatz zu anderen Untersuchungen dieser Art wurden für den „Stern“ die westdeutschen ProfessorInnen nach ihrer Einschätzung der Unis befragt. Der Oldenburger Sozialwissenschaftler Jürgen Kriz wertete die Antworten von 663 DozentInnen aus und erstellte eine Rangliste der 15 größten und wichtigsten Fachbereiche mit Diplomstudium. Gefragt war nach der wissenschaftlichen und praktischen Ausbildung, Bandbreite, Ausstattung, Renomee und Drittmittel im Studium, ebenso wie Attraktivität des Studienortes und „wo würden Sie am liebsten studieren/lehren?“. Kriz selbst gibt in seinem Beitrag an, es handele sich bei der Untersuchung um eine „Image-Analyse“, bei der es nicht um abzählbare Werte ginge, sondern um die Einschätzung durch die HochschullehrerInnen und ihr „Hintergrundwissen“. Die Studie solle kein Leitfaden für Studenten bei der Studienplatzsuche sein, sagt Kriz — und widerspricht damit der Aufmachung des „Stern“-Artikels, der sich als Orientierungshilfe anbietet.

„Dieses Ranking ist so dämlich, daß ich mich nur wundern kann“, sagt Michael Daxner, Präsident der Universität Oldenburg. „Das ist die Rache des Establishments an den jungen Universitäten.“ Aufgebaut sei die Studie auf den Vorstellunge der Profs, doch wirke sie wie eine objektive Liste mit Aussagen über die tatsächliche Qualität der Hochschulen. „Ideologisch verheerend“ nennt Daxner die Umfrage, weil sie eine öffentliche Diskussion über eine rationale Bewertung der Unis auf lange Zeit verschütte.

Jürgen Timm, Rektor der Universität Bremen, sagt: „Ich weiß, daß unser Image seit langem schlecht ist, und wir müssen uns damit beschäftigen, daß es diese Vorurteile gibt, so falsch sie auch sein mögen.“ Objektiv sehe vieles anders aus; so sei die Einschätzung der Profs zu den Bremer Drittmitteln nicht realistisch, insgesamt habe sich schon eine Menge verbessert. Auch Timm sieht in dem Ergebnis das „Vorurteil der etablierten Professorenschaft“ bestätigt, das Bremen immer noch den Ruf als „rote Universität“ einbringe. „Bei der Spiegel-Umfrage unter Studierenden standen wir auf Platz 17“, sagt der Rektor.

Besonders deutlich wird nach Timms Ansicht die Stimmung gegen die Bremer Uni am Beispiel des Fachbereichs Rechtswissenschaft. Auch nach dem Ende der einphasigen Ausbildung beherrschten hier die ReformjuristInnen die Szene: „Natürlich sind die zum großen Teil progressiv, doch das schlechte Abschneiden hat mich doch überrascht“, sagt Jürgen Timm. Denn in fünf von sieben Fragen setzten die traditionell konservativen deutschen Jura-DozentInnen die Bremische Fakultät an das untere Ende der Skala.

Konsequenzen wird der Artikel nicht haben, sagt Michael Dauxner: „Wenn wir uns nicht unentwegt dafür auf einer falschen Ebene rechtfertigen müßten, könnten wir die Studie mit einem Achselzucken abtun.“

Bernhard Pötter