Sanfte NOlympioniken

■ 10.000 Demonstranten erwartet

Berlin. Auf eine friedliche Anti- Olympia-Demonstration mit bis zu 10.000 Teilnehmern hofft die Berliner Anti-Olympia-Koordination (BAK). Die sportpolitische Sprecherin von Bündnis 90/Grüne, Judith Demba, appellierte gestern auf einer Pressekonferenz an die „Besonnenheit“ von Demonstranten und Polizei. Das BAK – in dem unter anderem die Grünen, PDS, Bündnis 90 und der BUND vertreten sind – wolle am Sonntag eine „große, laute und friedliche Demonstration“. Jede Gewalttat am Rande, so ihr Fazit, „schadet unserem Anliegen“.

Judith Demba, die in den letzten Wochen wegen eines umstrittenen Anti-Olympia-Videos scharf angegriffen worden war, sprach zugleich auch von fortgesetzten Versuchen staatlicher Stellen, die Kritiker der Spiele zu kriminalisieren. Dazu gehöre auch die Speicherung der Daten von 217 angeblichen Olympia-Gegnern durch den Staatsschutz (die taz berichtete). Die Frage, wie sie zu den Brandanschlägen in zwei Kaufhäusern stehe, konterte sie mit der ironischen Bemerkung: „Ich war nicht dabei.“

Trotz unterschiedlicher Einschätzung in Einzelfragen waren sich die BAK-Vertreter gestern einig, daß die Spiele im Jahr 2000 der Stadt und seiner Bevölkerung nur schaden könnten. Die PDS-Landesvorsitzende Petra Pau, die sich nicht grundsätzlich gegen die Idee der Olympischen Spiele aussprach, nannte das Konzept des Senats und der Olympia GmbH „sozial- und umweltfeindlich“. Durch die Neubauten würde die Verschuldung des Landes nur in die Höhe getrieben werden. Eine Zerstörung von Flora und Fauna an geplanten Olympia-Standorten befürchtete Thea Köhler von der Grünen Liga. Sie warf dem Senat vor, trotz großartiger Versprechungen in der IOC-Bewerbungsschrift noch nicht einmal ein schlüssiges Nahverkehrskonzept zu haben.

Die Demonstration beginnt um 15 Uhr am Checkpoint Charlie und geht anschließend über die Leipziger-, Breite-, Rathaus-, Spandauer-; Karl-Liebknecht-Straße über Unter den Linden, der Friedrich- und Französischen Straße zum Platz der Akademie (Gendarmenmarkt). Dort soll gegen 17 Uhr die Abschlußkundgebung stattfinden, auf der Redner aus Barcelona und Amsterdam erwartet werden. Severin Weiland