■ Das Portrait
: Klaus Piltz

Ein böser Fluch scheint über dem Chefsessel des Düsseldorfer Veba-Imperiums zu schweben: Immer dann, wenn die Spitze des größten deutschen Energiekonzerns mit politischen Entscheidungen Furore macht, reißt der Tod die Konzernlenker von den Schalthebeln der Macht. 1989, wenige Monate nach der von ihm inszenierten Flucht der deutschen Atomwirtschaft vom Baugelände der WAA Wackersdorf, starb völlig unerwartet der hochangesehene Vorstandschef Rudolf von Bennigsen- Foerder an einer Lungenentzündung. Am Ostermontag begrub in den Ötztaler Alpen eine Lawine seinen Lieblingsschüler und Nachfolger Klaus Piltz und zwei seiner drei Kinder unter sich.

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Im vergangenen Dezember hatte Piltz maßgeblich die Debatte über einen „energiepolitischen Konsens“ ausgelöst und zum Schrecken der Nuklearlobby ein „geordnetes Auslaufen der bestehenden Atomkraftwerke“ in Aussicht gestellt. Der gelernte Volkswirt gehörte, wiewohl schon 57 Jahre alt, zu einer neuen, undogmatischen Manager-Generation. Der Herr über den größten deutschen Atomstrom-Produzenten erklärte, er werde neue AKW nur bauen, wenn sie sich rechnen und im Konsens mit den beiden großen Parteien errichtet werden können – angesichts der SPD-Haltung eine Absage an den Reaktorneubau. Im folgenden Machtkampf mit dem PreussenElektra- Chef und harten AKW-Ideologen Hermann Krämer blieb Piltz Sieger: Im März wurde der Widersacher in die Düsseldorfer Zentrale zwangsversetzt und durch den Piltz-Intimus Hans-Dieter Harig ersetzt. Undogmatisch korrigierte der Veba- Chef, zu dessen Imperium über 700 Firmen gehören, auch Weichenstellungen seines Übervaters Bennigsen- Foerder. Der hatte sich 1989 beim ehemaligen Flick-Unternehmen Feldmühle-Nobel eingekauft, Piltz stieß das Paket schon 1990 wieder ab, nachdem das Energiegeschäft in Osteuropa neue Perspektiven zu eröffnen schien.

Lothar Hahn vom Darmstädter Öko-Institut nannte den Tod des Veba-Chefs gestern „menschlich und politisch erschütternd“. Was Klaus Piltz auch bei seinen Widersachern zu Respekt verhalf, wurde ihm nun zum Verhängnis: Er bewegte sich zuweilen auf ungesichertem Terrain.

Gero