Tropen- und andere Hölzer

Neuverhandlung des Internationalen Tropenholzabkommens / Herstellerstaaten wollen alle Wälder in neues Abkommen einbeziehen  ■ Aus Genf Andreas Zumach

Die 27 wichtigsten Importländer von Tropenhölzern sollen ihren Waldbestand ebenso einem internationalen Abkommen unterwerfen, wie die Länder, in denen die tropischen Bäume wachsen. Diese Forderung erhoben Vertreter von 23 Staaten, die tropische Hölzer exportieren, zu Beginn der Neuverhandlungen des „Internationalen Tropenholzabkommens“ (ITTA) am Dienstag in Genf.

Die Herstellerstaaten – darunter als wichtigste Indonesien, Malaysia, Brasilien und Liberia – exportieren rund 89 Prozent aller weltweit verkauften Tropenhölzer. 80 Prozent sämtlicher Ausfuhren gehen in die 27 Verbraucherländer des Abkommens, darunter die USA, Kanada, Schweden, Japan, China, die EG-Saaten und die Schweiz. Der Wert des Welthandels mit Tropenhölzern betrug 1992 rund 7,5 Milliarden US-Dollar.

Das Abkommen von 1983, das Ende März 1994 ausläuft, enthält lediglich Vereinbarungen, um den wirtschaftlichen Nutzen von Tropenhölzern in eine Balance zu bringen mit der Erhaltung der Wälder und der Umwelt. Die Exportpalette der Herstellerländer soll verbreitert werden, um die Abhängigkeit von der Tropenholzausfuhr zu senken. Die nach der Vereinbarung des Abkommens gegründete „Internationale Tropenholzorganisation“ (ITTO) verabschiedete vor zwei Jahren Richtlinien für eine „nachhaltige Entwicklung“: spätestens ab dem Jahr 2.000 sollen nur noch so viele Hölzer geschlagen werden, wie gleichzeitig nachwachsen.

Einige Regierungen, wie etwa die indonesische, behaupten, schon heute werde für jeden gefällten Baum sogleich ein neuer gepflanzt. Dabei handelt es sich jedoch in vielen Fällen um Pappeln und andere schnellwachsende Hölzer, deren Anbau mittelfristig zu einer Verkarstung des Bodens führt. Die Richtlinien der ITTO sind außerdem rechtlich nicht verbindlich. Und die volkswirtschaftliche Entwicklung in den meisten Herstellerstaaten hat seit 1983 nicht zu einer geringeren Abhängigkeit von der Tropenholzausfuhr geführt.

Mit ihrer jetzt in Genf vorgelegten Forderung, auch die Wälder in den Abnehmerstaaten von Tropenholz unter die Bestimmungen eines künftigen Abkommens zu stellen, wollen die Herstellerstaaten den Wunsch von Umweltschutzverbänden nach Restriktionen im internationalen Tropenholzhandel konterkarieren. Deren Einfluß hat inzwischen in mehreren Ländern dazu geführt, daß Importquoten festgelegt wurden; in der EG wird eine Deklaration von Tropenhölzern diskutiert.

Das Bündnis mit einigen Umweltschutzorganisationen ist den Hersteller-Ländern bereits gelungen. So stellte sich der World Wide Fund for Nature (WWF) zum Auftakt der Genfer Verhandlungen hinter die Forderung der Tropenholzhersteller. Die Hauptgegner dieses Ansinnens – die USA, Kanada und Schweden – seien „nicht zufällig auch die Staaten mit den größten Beständen an herkömmlichen Wäldern“, heißt es in einer von der WWF-Zentrale in schweizerischen Gland verbreiteten Erklärung. Die Notwendigkeit für Maßnahmen zur „nachhaltigen Entwicklung“ sei inzwischen bei den herkömmlichen Waldbeständen der Erde ebenso groß wie bei den Tropenholzwäldern.

Ein Grund für die ablehnende Haltung, so die Umweltschutzorganisation, sei offenbar, daß „Tropenhölzer und herkömmliche Hölzer auf dem Weltmarkt zunehmend in Konkurrenz zueinander“ geraten.

Die zunächst bis zum Freitag dieser Woche anberaumten Genfer Verhandlungen über ein neues Abkommen sollen Ende Juni in der Rhonestadt fortgesetzt werden.