Dioxin-Messungen nach Großbrand in Isny

■ Ergebnisse erst in einigen Tagen

Isny (taz) – Durch Rundfunkdurchsagen waren am vergangenen Samstag die Menschen im Allgäu aufgefordert worden, Fenster geschlossen zu halten und im Haus zu bleiben. Grund dafür war der Großbrand in der kunststoffverarbeitenden Fabrik „Gardenia“ im schwäbischen Isny. Nach Ansicht der Umweltschutzorganisation Greenpeace und der „Bürgerinitiative gegen Müllverbrennung in Oberschwaben“ ist jedoch viel zu früh Entwarnung gegeben worden. Außerdem hätte die Bevölkerung durch Lautsprecherdurchsagen gleich nach dem Unglück gewarnt werden müssen.

Tatsächlich sieht es fünf Tage nach dem verheerenden Großbrand, der rund 25 Millionen Mark Schaden verursacht hat, so aus, als müsse mit einer erhöhten Dioxinbelastung im Umland von Isny gerechnet werden. Sowohl die Städte Isny und Kempten wie auch die Landratsämter Ravensburg und Oberallgäu haben Dioxinmessungen veranlaßt. Erste Ergebnisse werden jedoch frühestens in einer Woche erwartet.

Zwischenzeitlich hat das Gesundheitsamt Isny der Bevölkerung empfohlen, Kinder in der Umgebung der ausgebrannten Fabrik nicht auf Grünflächen und in Sandkästen spielen zu lassen. Auch soll in den Kleingartenanlagen vorläufig kein Gemüse gepflanzt werden.

Zunächst hatte der Kreisbrandmeister kategorisch eine mögliche Dioxinverseuchung ausgeschlossen. In Kempten war hingegen vorsorglich ein Fußballspiel abgesagt worden, nachdem die ersten Warnungen über Rundfunk ausgestrahlt worden waren. Immerhin hatten sich vereinzelt Personen bei der Polizei gemeldet, die noch über 20 Kilometer entfernt im Raum Kempten schwarze Rußpartikel von ihren Autos wischten.

Das Umweltinstitut München warnt derweil davor, in der betroffenen Region Kühe auf die Weiden zu treiben. Entwarnung könne erst gegeben werden, wenn die Dioxinmessungen entsprechende Ergebnisse erbracht hätten. Daher müsse auch dringend von einer Benutzung privater Trinkwasserbrunnen abgeraten werden.

Einbrecher als Verursacher vermutet

Ausgelöst wurde das Großfeuer den polizeilichen Ermittlungen zufolgen von Einbrechern. Am Brandort wurden Aufbruchspuren an einem Getränkeautomaten sowie an mehreren Kühlschränken gefunden. Außerdem entdeckte die Kriminalpolizei ein Schweißgerät, das vermutlich von den Einbrechern stammt.

Wie ein Polizeisprecher in Ravensburg der taz am Mittwoch nachmittag erklärte, würden derzeit die anonymen Hinweise auf einen 23jährigen, die bereits am Samstag bei der Polizei eingegangen sind, überprüft. Aus ermittlungstaktischen Erwägungen könnten jedoch derzeit noch keine näheren Angaben dazu gemacht werden. Klaus Wittmann