Die 3. Generation Kirk

■ Und der Star Trek höret nimmer auf: Für Nachschub ist 1993 und 1994 gesorgt

Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 1993, und wieder einmal fliegt es über den Bildschirm: unser geliebtes Raumschiff Enterprise. Als Gene Roddenberry vor fast dreißig Jahren die erste Staffel von „Star Trek“ konzipierte (heute wie klassische Cola andächtig Classic Trek genannt), ahnte niemand, daß die Fans der Serie („Trekkies“) ihre Helden und deren Taten zur Lebensphilosophie erheben würden. Doch nur der Ausdauer ihrer AnhängerInnen ist es zu verdanken, daß sich die Enterprise quasi im Dauerflug auf den Bildschirmen dieses Planeten befindet.

In Deutschland ist das nächste Landemanöver der Ur-Crew für den 6. Juni auf Sat.1 geplant. Gar nicht zu reden von den sechs Kinofilmen, teilweise produziert von Mr. Spock, Leonard Nimoy, und immer neuen Folgen wie die der zweiten Mannschaft von „Star Trek – Die Nächste Generation“. 67 alte und 16 neue Folgen werden seit März vom ZDF wiederholt. Allerdings von montags bis donnerstags Stardate 16.09 Uhr, einer Zeit, die nicht gerade zum Fernsehen animiert. Währenddessen beamt sich in den USA bereits die sechste Staffel auf die Bildschirme: Titel „Deep Space Nine“. Auch hierzulande kommt die neue „NCC 1701“ noch lange nicht ins Raumdock: Sat.1 hat die restlichen Staffeln aufgekauft und schickt sie noch in diesem Jahr auf Sendung. Dabei hätte vor fünf Jahren niemand gedacht, daß der dröge Captain Picard aus der „Nächsten Generation“ den schnittigen Captain Kirk auf der Beliebtheitsskala sogar noch überholen würde. Erstaunlich, denn eigentlich wirkt Picard oft ziemlich unbeholfen, und der konservative „Trekker“ läßt die „Führungsqualitäten“ eines James T. Kirk vermissen. Und auch Mr.Data, der grünhäutige Androide, ist für den spitzohrigen Logiker Mr.Spock nur ein sehr schwacher Ersatz. Was „Die Nächste Generation“ der alten „Enterprise“ voraus hat, sind natürlich hochklassige Special Effects und High-Tech-Styling. Aber können diese wirklich über den Schlafanzug-Charme aus den sechziger Jahren hinwegtrösten?

Auch beim Enterprise-spin off „Deep Space 9“ hat Sat.1 bereits zugegriffen, der Starttermin ist im nächsten Jahr. Handlungsort: eine Raumstation der Föderation, was den Spielraum vermutlich etwas einschränken dürfte. Auch die Außerirdischen haben sich geändert. Sie trinken Diät-Cola, und ihre Gesichter sehen laut Stern so aus, „als wäre ihnen ein geriffelter Pommes über der Nase eingebrannt worden“. Ganz zu schweigen von der düsteren Atmosphäre und den sozialkitschigen Gegenwartswartsbezügen der neuen Staffel – ein Bruch in der ansonsten prinzipiell optimistischen Saga, die dem Frontier-Mythos im All huldigt. Dem „Star Trek“-Kenner drängen sich unwillkürlich einige Szenarien auf – vielleicht hat man deshalb auch nur 18 Folgen geplant – als da wären: ein kaputter Transporter, Fremdwesen gelangen auf die Station usw., eben all die wohlbekannten Storylines. Daran krankte zuerst auch „Die Neue Generation“. In Ermangelung neuer Ideen drehte man einfach einige Varianten der alten Episoden. Nebenbei boomt nicht nur das Film-TV- und Kaufvideo- Geschäft: Auch das Merchandising ist ein lukratives Geschäft: Computerspiele, Phaser, Raumschiffmodelle aller Klassen und Größen, Schnittmusterbögen für Uniformen, Wörterbücher für Klingonen und Romulaner usw. usf. Denn die Fans können nicht genug von ihren Helden bekommen. Allein in Deutschland gibt es mehr als dreitausend in Clubs organisierte Trekker, die sich auch auf sogenannten „Star Trek Conventions“ versammeln (die nächste findet am 25./ 26. Juni in Hamburg statt, Anmeldung unter 040/22 55 81 von 9 bis 14). Eigentlich wollte ich jetzt ein paar Runden mit meinen „Enterprise“-Computerspiel spielen – aber nein, heute mal was anderes. Also ziehe ich mir mein Trekkie-T-Shirt an und binde mir eine Kirk-Krawatte um. Dann lege ich bequem meine mit „Star Trek“-Boxershorts geschmückten Beine hoch und schlürfe meinen Kaffee aus meinem „Enterprise“-Becher mit Beam-Effekt. Hör' ich da jemanden was über Weltflucht sagen? Beam me up, Scotty, auf diesem Planten gibt's kein intelligentes Leben! CAK