: Mit dem Rad ins Bett?
■ Was tun gegen Fahrradklau? Vielleicht versichern — jedenfalls ein teures Schloß benutzen
Dieser ungläubige Blick! Diese Sprachlosigkeit, bevor die Wut kommt: aus dem Haus zu kommen und dieses leeren Fleck zu starren, wo eigentlich das Rad hätte stehen sollen! Die Statistik sagt: Bremen ist Spitze — in Bremen werden jährlich pro 100.000 Einwohner 1746 Räder gestohlen — nur noch übertroffen von Münster, da sind es 2.663. Naja: daß Wuppertal im schönen Bergischen Land nur 101 Fälle kennt, sind, liegt wohl an besagten Bergen. Denn: Wo viel radgefahren wird, wird viel radgestohlen: in Hannover, Hamburg, Mannheim. In radunfreundlichen Städten wie Berlin oder Frankfurt liegt die Quote niedriger.
Rad-Diebstähle nehmen rasant zu, klagen die Versicherungen, bei der Aufklärungsquote verhält es sich mit unter 10 Prozent umgekehrt. Die Polizei-Sonderkommission S (wie Speiche) in Münster ermittelte: 60 Prozent der Diebstähle passieren immer noch mit schlichtem Aufbiegen der Sicherung durch Schraubenzieher; 10% mit Seitenschneidern, 10% mit Bolzenschneidern, 20 % mit anderen Methoden wie Passepartout, Sägedraht. Fast keine Rolle spielt die Akkuflex, der netzunabhängige Winkelschleifer (nachzulesen in „Radfahren 6/92). Das bedeutet: Wer ein starkes Stahlschloß hat und auch benutzt (s. Tabelle), hat gute Chancen, das Rad auch wieder vorzufinden. Manche Radler, mißtrauisch und ihrem Zweirad eng verbunden, nehmen es glatt mit bis ins Schlafzimmer.
Und wenn es doch weg ist? Für jeweils über 100.000 Mark haben allein die deutschen Gesellschaften in den letzten Jahren Schäden im Rahmen der Hausrat-Versicherungen abgedeckt. Diese Tendenz steigt so rapide wie die Rad- Preise.
Grundsätzlich gilt: Man kann Räder separat versichern oder in einer Hausrat-Versicherung. Für eine Einzel-Police muß man für ein 1.500-Marks-Rad jährlich 150 Mark Beitrag rechnen. In den Hausratvericherungen, die vor 1984 abgeschlossen wurden, sind Räder bis zu 500 Mark je Schadensfall eingeschlossen. In Verträgen nach 1984 müssen Räder mit eigenen Prämien extra ausgewiesen werden. Das ist für die meisten günstiger, weil die Räder aller Haushaltsmitglieder für eine einzige Prämie mitversichert sind. Die ist noch unterschiedlich nach Gesellschaft und, ähnlich wie in der Autobranche, nach geografischer Lage in Deutschland.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) bietet für seine Mitglieder eine Rad-Versicherung an, die 90% des Neuwertes erstattet — unabhängig vom Alter des Rades, z. B. mit 109 Mark für die Versicherungssumme von 1.250 Mark. Das Angebot des ADFC gilt aber erst nach 1jähriger Mitgliedzeit im ADFC, um Mißbrauch auszuschließen. Eine ausführliche Übersicht über Konditionen, Preise und Rabatte hat die Zeitschrift „radfahren“ (3/92) zusammengestellt, einzusehen z. B. beim ADFC. Deren Schlußsatz: „Die beste Versicherzung ist ein gutes Schloß und eine gewisse Intelligenz beim Abschließen.“ S.P.
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