Übler Angriff auf die Jusos

■ zu „Stadtwerke-Spendenpraxis“ v. 10.4.

Filzokraten, die sich persönlich bereichert haben, dürften sich über euer faules Osterei freuen, weil sie mit so vielen seriösen Vereinen, sympathischen Initiativen ind hochanständigen SozialdemokratInnen aud unserer Stadt in einen Topf gesteckt werden. Was könnte sie mehr entlasten als Euer undifferenzierter Rundumschlag?

In meinem „Fall“ geht es um einen Druckkostenzuschuß für das inzwischen erschiene Buch „Austromarxismus und Staat“. Sowenig ich Juso bin, sowenig bekam ich „Cash für ein Privatvergnügen“, wie Ihr behauptet: Die Veröffentlichung einer Habilitationsschrift ist nämlich vorgeschrieben, kostet aber fast 10.000 DM und soll von der Universität finanziell unterstützt werden. Sieht sich diese dazu nicht in der Lage, was übrigens der eigentliche Skandal ist, scheint es mir keineswegs ehrenrühig zu sein, wenn man als arbeitsloser Akademiker die Hilfe von Unternehmen beansprucht, die dem Freundeskreis besagter Hochschule angehören.

Eure demagogisch-denunziatorische Dokumentation vertraulicher Unterlagen des Stadtwerke-Untersuchungsausschusses und publizistische Vorverurteilung lenken nicht nur von den wirklichen Nutznießern unternehmerischer Spendierpraxis, sondern auch von dem sich dahinter verbergenden Problem ab: Es besteht darin, daß der Staat seinen gesellschaftlichen Aufgaben immer weniger nachkommt und BürgerInnen wie Behörden zwingt, sich per Bettelbrief an die Stadtwerke oder andere Mäzene zu wenden. Dr. Christoph Butterwegge, Bremen