Verheerende Umfrage, die Zweite

■ Auch beim „Spiegel“ kommt die Uni Bremen schlecht weg: Platz 36 von 49 Unis

Bei der Umfrage des „Stern“ von Mitte der Woche waren es noch die „Vorurteile der Professorenschaft“, die der Universität Bremen die schlechten Noten einbrachten. Am kommenden Montag wird der „Spiegel“ nun eine Untersuchung veröffentlichen, in der die StudentInnen zu Wort kommen. Und auch die Studierenden der Uni Bremen geben ihrer Hochschule Noten, die sie auf das hintere Drittel verweisen. Im Gesamtergebnis landet Bremen auf Platz 36 von 49 bewerteten Unis.

12.000 StudentInnen ließ der „Spiegel“ nach den Lehrkünsten ihrer DozentInnen, der Breite des Stoffangebots sowie der Ausstattung von Bibliotheken und Labors befragen. Auf den ersten Plätzen landeten die Unis Düsseldorf, Duisburg und Konstanz, während Hamburg, Hannover, Münster und Bonn den Schluß bildeten. Insgesamt lagen die kleinen und jungen Unis in der Gunst der Studenten vorn, während altehrwürdige Almae Matres am unteren Ende der Skala landeten.

Bremen kommt als junge Uni entgegen diesem Trend schlecht weg. In den Fächern Anglistik, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften wählten die Bremer StudentInnen ihre Fachbereiche unter die letzten drei der Liste. Für Wolfgang Eichwede, Professor für Geschichte in Bremen, hat das viele Gründe: „Die Studenten bei uns haben es ganz schwer, Überblick und Struktur in ihr Studium zu bekommen.“ Professorenstellen seien unbesetzt, wichtige Fachgebiete teilweise nicht von DozentInnen abgedeckt, ein Mittelbau von Assistenten und eine Seminarbibliothek fehle völlig. „Unsere Uni hängt zwischen Reformuni und traditioneller Hochschule, da sind die Orientierungsprobleme der Geisteswissenschaftler noch größer als anderswo“, sagt Eichwede.

In scharfem Gegensatz zur „Stern“-Umfrage, wo die deutschen Jura-ProfessorInnen die Bremer Uni in fünf von sieben Punkten ans Ende gesetzt hatten, landen die Bremer Rechtswissenschaften im Urteil ihrer StudentInnen auf Rang acht. 18 Studierende und zwei Lehrende an den 15 größten Fachbereichen jeder Hochschule befragte der „Spiegel“. Nach der Analyse des Magazins sind die Ursachen für lange Studienzeiten und Studienfrust „nicht die Überfüllung der Hochschulen, sondern hilflose und demotivierte Professoren“. DozentInnen bevorzugten Fachbereiche, an denen die HochschülerInnen „unter miserablen Studienbedingungen leiden“. Martin Dörry, Ressortchef Kultur beim Hamburger Nachrichtenmagazin, sieht das schlechte Bremer Abschneiden unter den Profs als Beweis eines alten Vorurteils: „Von der Uni Bremen wurde unter Professoren so häufig abgeraten, daß es schon unrealistisch ist. So schlecht kann Bremen überhaupt nicht sein.“ Ende Mai bringt der „Spiegel“ ein Sonderheft mit den Ergebnissen und Analysen der Umfrage heraus. „Ein Trend ist deutlich: unter den ersten zehn Unis sind nur junge, unter den letzten zehn sind nur alte Hochschulen. Langsam zehren die jungen Unis jedoch ihren Bonus auf, klein und überschaubar zu sein und engagierte Dozenten zu haben.“

Bernhard Pötter