Nur „Info-Hefte“ anstatt Joints

■ Aktion „kein Knast für Hasch“ verbreitete exotische Wölkchen

Ruhe herrschte an der Kifferfront. Ohne viel Aufsehen bauten am Samstag mittag Bremer JungdemokratInnen und die LandesschülerInnevertretung Schleswig- Holstein ihren drogenpolitischen Infostand vorm Café Engel auf: Die vom Stadtamt angekündigte „scharfe Bewachung“ zog sich schon wenig später — vier Mann stark — gelangweilt zurück. Zwei Polizisten in Uniform, sichtlich amüsiert, suchten das Gespräch mit den Jugendlichen, beäugten das Info-Material.

Auf diesen Moment hatten die jungen Leute nur gewartet. Pressewirksam überreichten sie ein Osterkörbchen mit einem runden Dutzend trichterförmiger Zigaretten: „Exzessiv verbotene Thymian-Joints“ nannt Lars Quadfasel, Sprecher des Arbeitskreises „Drogenpolitik“ der LSV Schleswig-Holstein, die Tüten und lieferte der Polizei dieses betäubungsmittelrechtlich verdächtige Material ab, das bei den beiden Hausdurchsuchungen tags zuvor nicht gefunden werden konnte.

Dennoch legte sich während der Aktion ein exotischer Duft über den Platz: Räucherstäbchen. Ein Alt-Junkie versuchte verzweifelt wie vergeblich, unter den DemonstrantInnen Geld für seinen nächsten Druck aufzutreiben. Auf dem Büchertisch lag Walter Benjamins Suhrkamp-Büchlein „Über Haschisch“, daneben eine drogenpolitische Informations- Broschüre, die die Berliner Jugendbehörde finanziert und die Bremer Behörde am Freitag beschlagnahmt hatten.

„Kein Knast für Hasch und auch nicht für andere Drogen“, unter diesem Motto lief die Aktion. Mit der provokativen Ankündigung, in der Innenstadt Joints zu verteilen, hatten die Jugendlichen immerhin erreicht, daß bundesweit die Medien über ihre Aktion berichteten. Über den Versuch der Bremer Polizei, die Aktion zu verhindern, berichteten dann die eilig neu verfaßten Flugblätter, die anstelle der beschlagnahmten verteilt wurden. „Wenn die sachlichen Informationen in unserem Flugblatt tatsächlich 'Werbung für Drogen' nach dem Betäubungsmittelgesetz waren, dann ist das nur ein weiterer Beweis für die Absurdität des Haschischverbots“, so Frank Oliver Sobich, Sprecher der JungdemokratInnen. Soviel Aufregung würden sie sich über die 50.000 sinnlosen BtmG-Verfahren und die 2.000 Herointoten pro Jahr wünschen. Die Polizei verlautbarte nach der etwa einstündigen Demonstration: „Polizeilicherseits gab es keinerlei Anlässe einzuschreiten.“ ra