Gespräche vertagt

■ Nahost: Palästinensische Forderungen

Tel Aviv (taz) – Auf Wunsch der palästinensischen Delegation haben die an den Nahost-Friedensgesprächen in Washington beteiligten arabischen Regierungen um einen Aufschub der neuen Gesprächsrunde gebeten. Die Vereinigten Staaten und Rußland, die Kosponsoren der Verhandlungen, hatten den Beginn für den morgigen Dienstag festgesetzt. Bisher hatte nur Israel die amerikanisch- russische Einladung offiziell angenommen, während die arabischen Teilnehmer mit Rücksicht auf die palästinensischen Bemühungen, günstigere Bedingungen für einen Neubeginn der „Autonomie“-Gespräche durchzusetzen, mit ihrer Stellungnahme gewartet haben. Nun werden die Gespräche vermutlich am 27. April fortgesetzt werden.

Doch die Palästinenser haben bislang kaum etwas erreicht. Das US-Außenministerium und der israelische Ministerpräsident Jitzhak Rabin beharren darauf, daß die von den Palästinensern geforderten Konzessionen erst nach Beginn der neuen Gesprächsrunde und im Rahmen der bilateralen Verhandlungen mit Israel zur Sprache kommen.

Die Palästinenser erwarten ein festes israelisches Versprechen, daß es in Zukunft keine weiteren Deportationen von Palästinensern geben wird. Außerdem bestehen sie auf einem Arrangement, das eine raschere Rückkehr der 396 im Dezember Deportierten möglich macht. Zu den palästinensischen Forderungen gehört auch die sofortige Aufhebung der fast drei Wochen bestehenden Abriegelung der besetzten Gebiete, die gestern erneut verlängert wurde.

Einer der Gründe für den von der palästinensischen Führung geforderten Aufschub ist die bei der palästinensischen Bevölkerung in den besetzten Gebieten weitverbreitete Ablehnung einer Wiederaufnahme der Washingtoner Verhandlungen zum jetzigen Zeitpunkt. Eine Mehrzahl der PalästinenserInnen stellt nachdrücklich die gleichen Forderungen, die die Verhandlungsdelegation jetzt gegenüber der israelischen Regierung und den USA erhoben hat. Angeblich haben Mitglieder der palästinensischen Verhandlungsdelegation Drohbriefe und andere scharfe Verwarnungen erhalten, um sie davon abzuhalten, unter den gegenwärtigen Bedingungen an den Washingtoner Verhandlungen mit Israel teilzunehmen.

Unterdessen wurden im Gaza- Streifen auch am Wochenende wieder 33 Palästinenser bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten verletzt. Amos Wollin