Kiffen als Seminarbeitrag Von Christian Försch

So kann's nicht weitergehen mit den Unis. Darüber ist man sich einig. Selbst der Spiegel, Narzißmus-Requisit des kritischen Deutschen, bekam Wind davon, daß an deutschen Hochschulen der Lehrbetrieb ein bißchen stottert. Seitdem müssen sich die lästig zahlreichen Studis pünktlich zu Semesterbeginn auch noch mit den Kamerateams an der Hörsaaltüre kloppen. Und feiertags kassiert die StudentIn einen väterlichen Hieb aufs Kleinhirn: Jetzt erzähl mal, isses wirklich so schlimm? Wobei das anschließende Augenzwinkern suggeriert, daß sich noch kein Student vor Gram in der Rostlaube erhängt hat, bloß weil er von einem Habermas-Vortrag nur das Pressefoto mitbekommen hat. Jedes Semester ein Urlaubssemester.

So kann es also nicht weitergehen, und doch stellt niemand die entscheidende Frage: Soll es überhaupt weitergehen? Zwei Vorschläge dazu, die sich profilieren könnten:

1. Der linke Weg. Der Bund nimmt im Jahr weit mehr Geld durch Alk- und Tabaksteuern ein als er für Bildung ausgibt. Die einfachste finanzielle Lösung wäre also ein staatlich kontrollierter Vertrieb weicher Drogen, saftig besteuert. Jeder Zug an der Tüte ein Hochschulgroschen oder eine Bundesbildungsergänzungsabgabe. Kiffen als emanzipierte Form des Seminarbeitrags. Sollte der Vorschlag auf Ablehnung in der sogenannten breiten Öffentlichkeit stoßen, könnte man den Haschkonsum und -handel auf die Universitätsgebäude (das bewährt-mafiose SekretärInnennetz) beschränken. So würde der Lehrbetrieb im Idealfall zum finanziellen Selbstläufer.

2. Der rechte (und weitaus realistischere) Weg. Die Unis werden geschlossen. Der Staat hält das Bildungsmonopol sowieso nur noch pro forma. Längst züchten sich Giganten wie Siemens, Daimler oder Deutsche Bank ihre Soft-Gehirne und Trainee-Kosmopoliten selbst heran. Ein Uni- Diplom dient dabei zur Polsterung der Personalakte. Es erbringt den Nachweis, daß der Bewerber in der Lage ist, mehr Scheiße als andere zu schlucken. Die marktwirtschaftlich interessanten Institute würden geschlossen an Konzerne verschenkt und die unattraktiven Geisteswissenschaften abgewickelt. Sollte eine Firma jemanden brauchen, der sich für sie Gedanken macht, kann sie weiterhin auf Werbevirtuosen und Unternehmensberater zurückgreifen. Auch der eine oder andere Betriebsphilosoph würde sich steuerlich gewiß rechnen. Professoren, die der Welt partout beweisen müssen, wie heil ihr revolutionärer Schädel beim Marsch durch die Institutionen geblieben ist, könnten private sektiererische Zirkel gründen.

Was aus den Studenten wird? Die haben Zuwendung nicht verdient, sind sie doch selbst an der Misere schuld. Weil sie sich – im Wortsinn – hirnlos vermehren. Oberstes Gebot bei ihrer Freisetzung ist: die Arbeitslosenstatistik darf nicht verunschönt werden. „Nichtstudierende Studenten“ sollten Lokalverbot in allen Statistiken erhalten. Besser noch, man versenkte die Studenten im Dualen System. Da könnten die Theorieweicheier gehärtet werden – als nichtbezahlte LangzeitpraktikantInnen auf dem Weg zur DIN- Norm „marktwirtschaftlich verwendungsfähig".