Tennisglück nur mit Geduld

■ Die Universitäten vergeben Tennisplätze nach „ausgeklügeltem Verfahren" / BewerberInnen werden für Platzlotterie eingesperrt

Von der Eingangstür bis zum ersten Stock bildet sich eine lange Menschenschlange. Von Wildwasserfahren ist im Treppenhaus die Rede, Klettern oder Skate–Hockey. Es ist nicht zu übersehen: die Anmeldung für das diesjährige Hochschulsportprogramm an der Technischen Universität hat begonnen. Nur die Tennisbegeisterten sucht man vergeblich. Für sie wird schon seit Jahren ein abgetrenntes Anmeldeverfahren durchgeführt, weil die Zahl der Interessenten die der angebotenen Tennisplätze weit übersteigt.

In einem mehrfachen Losverfahren, werden die 600 Spielzeiten unter der fast doppelt so großen Anzahl von Tennisspielern verteilt. Dabei muß man nicht nur einige Geduld, sondern auch sehr viel Glück mitbringen, denn gemogelt werden kann nicht. „Wir haben ein über Jahre ausgeklügeltes Verfahren, um faule Tricks zu verhindern“, erläutert der für den Hochschulsport zuständige Armin Kuhlmann. Manch einer wird an bedrückende Klausurzeiten erinnert, wenn er den Ablaufplan liest. Auf die Minute genau ist festgelegt, wann Einlaß ist, wann die Tür geschlossen und die Zahl der Anwesenden festgestellt wird. Erst dann kann die Lotterie beginnen. Hinter verschlossenen Türen.

Wer weniger seiner Glückssträhne vertrauen möchte, sollte Frühaufsteher sein. An der Freien Universität werden die Tennisplätze nach der Reihe der Wartenden verteilt. Wer zuerst kommt, darf die Filzkugel ein Semester lang spielen. Wer zu spät kommt, kriegt keinen Platz. Schon frühmorgens harren die Unentwegten in den Labyrinthen der Rostlaube. „Ich will schon um halb sieben da sein“, verkündet Konstanze, Medizinstudentin an der Humbold-Uni.

Jedes noch so ausgeklügelte Auswahlverfahren kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß nicht genügend Tennisanlagen zur Verfügung stehen. Dies sei besonders ärgerlich, betont Armin Kuhlmann, da Tennis die Sportart sei, die enorme Überschüsse erbringt. Den Ausgaben von jährlich rund 35.000 DM stünden Einnahmen von bis zu 300.000 DM gegenüber. Für ihn ist es daher völlig unverständlich, daß der Senat bisher zu dem Thema Tennishallen recht verhalten reagierte: „Wenn von Senatsseite gerechnet würde, hätte man uns schon drei weitere Hallen zur Verfügung gestellt. Mit den erwirtschafteten Überschüssen könnten wir weitgehend auf Zuschüsse verzichten.“

Nachdem man von Senatsseite jedoch nur Absagen erhielt, setzen die Verantwortlichen des Hochschulsports auf einen privaten Geldgeber. Dessen Investition ist jedoch abhängig davon, ob ein geeignetes Gelände zur Verfügung gestellt wird. Bis dahin müssen die tennisbegeisterten Studis wohl weiterhin auf ihr Losglück vertrauen. Hella Kloss