90 Jahre alt? Jedes vierte Mädchen schafft's!

■ Lebenserwartung steigt, 83.000 Hamburger älter als 80 / Sturz bei Hausarbeit: acht mal mehr Tote als im Straßenverkehr

, 83 000 Hamburger älter als 80 / Sturz bei Hausarbeit: acht mal mehr Tote als im Straßenverkehr

Letzlich sind wir alle irgendwann tot - dieses geflügelte Wort des britischen Ökonomen J. M. Keynes wird wohl auch im nächsten Jahrtausend nicht an Gültigkeit verloren haben. Dennoch, wer heute geboren wird, hat mit hoher Wahrscheinlichkeit ein langes Leben vor sich: 19 Prozent der weiblichen und sieben Prozent der männlichen Neugeborenen können mit einer Lebenserwartung von mindestens 90 Jahren rechnen.

Allein in Hamburg leben derzeit 83 000 Menschen, die älter als 80 sind - davon über 60 000 Frauen. Der Anteil dieser „Hochbetagten“, so erklärte Gesundheitssenator Ortwin Runde gestern, habe sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Veränderungen der Bevölkerungsstruktur, denen auch die Politik Rechnung trage müsse.

Welche Folgen der Senat aus der Tatsache zieht, daß Hamburg mit 380 000 Alten nach Berlin und Hannover den dritthöchsten Anteil an Menschen über 60 hat, ließ der Senator jedoch offen. Gestern präsentierte er zunächst einen 270 Seiten umfassenden Bericht über die gesundheitliche Lage der älteren Menschen in Hamburg. Der soll als Grundlage für Diskussionen und die weiteren politische Zielsetzungen dienen.

„Altsein ist nicht gleich Kranksein“, diesem Vorurteil tritt der Sentor entgegen. Zwar sei nicht zu leugnen, daß mit dem Alter die Anzahl der Krankenhausbesuche steige, doch hätten immerhin 40 Prozent der älteren HamburgerInnen ihren Gesundheitszustand in einer Repräsentativumfrage als gut oder sehr gut bezeichnet. Trotzdem wird vor allem die Pflege und Krankenbehandlung alter Menschen die größte politische Herausforderung werden. Denn die Statistiker errechneten, daß in Hamburg bei konstanter Entwicklung im Jahr 2000 für die 70-79jährigen 1,2 Millionen Krankenhauspflegetage erbracht werden müssen. Die Zahl der geriatrischen Betten in den Hamburger Krankenhäusern wird schrittweise auf 900 aufgestockt, so Rundes Ankündigungen.

Die Untersuchung über Todesursachen förderten ungewöhnliche Fakten ans Tageslicht. Das Risiko, an einem Sturz im eigenen Haushalt zu sterben, erwies sich als acht mal höher als das, im Straßenverkehr getötet zu werden. Jährlich sterben 300 Menschen nach solchen Hausunfällen, Frauen dreimal so oft wie Männer. Dagegen sind alte Männer häufiger lebensmüde: Jährlich begehen in der Hansestadt 70 Männer über 60 Selbstmord.

1Unterschiedlich betroffen sind Männer und Frauen auch vom Krebstod. Seit den 60er Jahren nimmt bei Frauen die Krebssterblichkeit ab, bei Männern stieg sie jedoch deutlich an. Besonders häu-

1fig enden Darm- und Prostatakrebs tödlich. Dagegen überraschend: Der Tod durch Herzinfarkt und Schlaganfall wird seltener. Besonders bei Schlaganfällen ist dies auf die Verbesserung der medizinischen

1Akutversorgung zurückzuführen. Daher, so Runde, müßten auch die Rehabilitationsangebote weiter verbessert werden. Sannah Koch

Der Bericht kann bei der BAGS, Tel: 44195 605 bestellt werden.