Mehr Gift erlaubt

■ Grenzwerte für Spielplätze gesenkt

Berlin. Üblicherweise werden Grenzwerte für krebserzeugende Giftstoffe verschärft, doch in Berlin passiert das Gegenteil. Spielplätze, die saniert werden mußten, sobald die Menge sogenannter polyzyklischer aromatischer Kohlenwasserstoffe (PAK) über ein Nanogramm pro Kilogramm Sand betrug, dürfen jetzt 50mal giftiger sein – nun müssen die Gesundheitsämter erst ab diesem Wert tätig werden. Ein entsprechendes Schreiben sandte die Gesundheitsverwaltung Mitte April an alle Bezirksämter.

Die Gesundheitsverwaltung hat die Begründung für die Änderung mit dem Bundesgesundheitsamt und der Umweltverwaltung abgestimmt. Sie berufen sich dabei auf Untersuchungen in den USA und den Niederlanden.

Die Begründung sei „fehlerhaft und nachlässig“, widerspricht dagegen Tiergartens Gesundheitsstadträtin Sabine Nitz-Spatz (AL) den Verwaltungen und dem Bundesamt. Obwohl Kleinkinder auf Gefahrenstoffe besonders empfindlich reagierten, unterstelle das neue Gutachten, daß es in der Wirkung keinen Unterschied mache, ob Erwachsene oder Kinder den Belastungen ausgesetzt seien. Auch sei nicht schlüssig, warum in den vergangenen zwei Jahren sich die PAK-Werte in Nahrungsmitteln verzehnfacht haben sollen. Die Stadträtin vermutet deshalb, daß Zahlen so umgerechnet worden seien, daß sie „zu den Belastungen passen“. Die Verwaltung soll „das gefährliche Spiel mit der Gesundheit der Kinder unverzüglich einstellen“. Eine Sanierung der Spielplätze sei bezahlbar, wenn die Arbeiten mit „Augenmaß“ durchgeführt werden. diak