Von der Gewalt der Rasse

Die nationalsozialistische Vergangenheit des Fernsehautors und Serienfachmanns Herbert Reinecker  ■ Von Frank Liebert

Periodisch geht ein Raunen durch die deutsche Medienlandschaft: Derrick geht bald in Rente! Doch während das Konterfei des vertapperten Münchner Kommissars von der zerfallenen Sowjetunion über den Senegal in weltweit fast einhundert Ländern über die Bildschirm flimmert, ist der Drehbuchautor der Erfolgsserie eher unbekannt. Wie hieß der „Drehbuchfuchs“ (taz) noch gleich, der uns erst kürzlich mit einer rührenden ZDF-Serie „menschliche Maßstäbe im Vergleich“ servierte („Der Fotograf oder das Auge Gottes“)? Wer ist der Mann, ohne den der Mainzer Sender „ganz schön blöd“ (Produzent Wolfgang Rademann) dastünde? Der Autor, ohne den unser Fernsehen „arm dran“ (Die Welt) wäre? Richtig. Herbert Reinecker.

Mit dem Geschick ausgestattet, klare Identifikationsmuster in einer immer unübersichtlicheren Welt zu entwerfen, hat er, der schon vor anderer politischer Kulisse seine Einfälle zu Papier brachte, sich zum erfolgreichsten und meistbeschäftigten deutschen Drehbuchautor emporgeschrieben. Aus seinem Griffel stammt die Krimi-Serie „Der Kommissar“, aber auch Unterhaltungsware wie „Eine Frau bleibt eine Frau“, „Geschichten mit Herz“ und „Leute wie du und ich“ mit Harald Juhnke. Ebenfalls auf das Konto des mit der „Goldenen Kamera“ (Hör Zu) und dem WDR-„Telestar“ ausgezeichneten Autors gehen die Geschichten des rüstigen Rentner-Duos „Jakob und Adele“ sowie Episoden des ZDF-„Traumschiffs“.

Herbert Reinecker wurde 1914 in Hagen im Ruhrgebiet geboren – wie er in seiner Autobiographie schreibt – „zufällig in einer Zeit“, die er sich nicht ausgesucht habe. „Elendsgrau“ schildert er in „Ein Zeitbericht unter Zuhilfenahme des eigenen Lebenslaufs“ (1990) seine Jugend. Sie sei bestimmt gewesen von der Hoffnungslosigkeit, der Arbeitslosigkeit, vom „Elend der Zeit“. Nach einem Erlebnis, bei dem „ein kleiner Trupp SA“ von der „Wolfsmenge“ – bestehend aus Kommunisten und Arbeitern – angegriffen wird, und sein „Mitgefühl bei den Bedrohten war“, wurde Reinecker wie „in einem Sog“ hineingezogen in die Turbulenzen der Zeit.

Zwar gab es in seiner Jugend „kein Judenproblem“, aber der Weg „über erste Irritationen bis zum Hineinziehen in Aversionen“ sei doch kurz gewesen. Reinecker erlebte den 30. Januar 1933 als „ein umwerfendes Ereignis“, „ein Tag, an dem sich alles änderte“. Und für ihn, der im Frühjahr 1932 in die Hitlerjugend eingetreten war, nicht zum schlechtesten. Im Frühjahr 1934 machte er sein Abitur, und danach wurde ihm „eine Tür geöffnet“, und schwups, da war er schon der „Chefredakteur“ einer HJ-Zeitschrift für das Gebiet Westfalen. Die Zeitschrift will er bis auf „ein eher sanftes Einschwenken auf einen neuen Zeitbezug“ nicht verändert haben. Er „genoß ein unglaubliches Gefühl von Freiheit“, die „Elendszeit“ war vorüber, jeder glaubte an „eine bessere Zukunft“, „Sicherheit breitete sich aus“. Heute wisse er zwar, daß diese Zeitphase „für andere von ganz anderer Bedeutung war“, aber die Verbrechen seien „damals fast unbemerkt“ vor sich gegangen, man habe nur „hie und da“ etwas gehört, wenn man „hie und da jemanden kannte“. Aber niemand lasse sich gerne stören, „wenn die Engel des Optimismus ihn gleichsam auf Flügeln davontragen“.

Schon ein Jahr später, 1935, steigt Reinecker die braune Karriereleiter weiter empor. Er wird in das Presse- und Propagandaamt der Reichsjugendführung nach Berlin versetzt, wo er den Pimpf, die Zeitschrift des Deutschen Jungvolkes, redigiert – mit „Idealismus im zeittypischen Sinne“. Berlin war für ihn, „der in der Zeit kein Problem sah“, ein Erlebnis, die Jahre von 1935 bis 1939 „die schönsten, die glücklichsten“ seines Lebens. Der Antisemitismus Hitlers habe viele Leute nicht gestört, denn „der Antisemitismus war keine deutsche Erfindung“. Man besaß sowieso „keine genaue Kenntnis jener philosophischen Hintergrundbasis“ des Nationalsozialismus, so nahm man „beispielsweise die Rassentheorie hin, etwas achselzuckend, im Sinne von na ja“. Schließlich sei es ja auch interessant gewesen, „in der Familiengeschichte herumzuforschen“, wie er in seiner Autobiographie schreibt.

Reinecker beginnt Jugendbücher im nationalsozialistischen Erziehungsgeist zu verfassen, von denen er bis 1938 mit „Jugend in Waffe“ (1936), „Skier entscheiden“ (1936) und „Die große Wandlung“ (1938) drei veröffentlicht. Von den Plänen Hitlers, von der militärischen Aufrüstung, die in dieser Zeit auf Hochtouren lief, habe man nichts gewußt, man „ahnte es nicht einmal“. Woher auch, „alle Dinge hatten sich gebessert, zum Besseren gewendet“. Außerdem, so beschreibt Reinecker die damalige Zeit, hielt sich das Böse „wie versteckt (...), es verbarg sich, es stellte Wände um sich herum“.

1939 erscheint Reineckers Roman „Der Mann mit der Geige“, den Reinecker in seiner Autobiographie als sein Erstlingswerk angibt. Er spielt in Österreich nach dem Ende des Ersten Weltkrieges und ist eine historisch argumentierende Rechtfertigung für den Einmarsch der Deutschen in Österreich 1938. „Der Mann mit der Geige“ wurde 1942 von der Berliner „Tobis Filmkunst“ mit Luise Ullrich und Paul Hubschmid unter dem Titel „Der Fall Rainer“ in die Kinos gebracht und nach dem Untergang des Dritten Reiches von den Alliierten verboten.

Im Jahre 1939 erscheinen drei weitere Jugendbücher von Reinecker. In Pimpfe – als Co-Autor schrieb Heinz Ehring mit – wird ein verwahrloster Großstadtjunge ebenso wie ein Schulstreber wieder auf den rechten Weg in die Gemeinschaft gebracht, sie werden zu „Männern und Nationalsozialisten“ erzogen, wie es programmatisch am Beginn des Buches steht. Reineckers zweites Jugendbuch aus diesem Jahr – als Co-Autoren werden Karl Georg von Steckelberg und Wilhelm Utermann angegeben – „Panzer nach vorn! Panzermänner erzählen vom Feldzug in Polen“ beschreibt den deutschen Polenfeldzug aus der Perspektive der deutschen Panzersoldaten: Nachdem der Führer, obwohl die Polen an der Grenze schon „tätlich“ werden, „jede Friedenschance“ vergeblich geprüft hat, müssen die deutschen Panzer Polen überrollen. Dabei stoßen sie durch polnische Dörfer, in denen es von Juden, „die sich frech an die deutschen Soldaten drängen, richtige schmutzige Kaftanjuden“, nur so wimmelt. Sie rollen durch Orte („trostlos, armselig, eine Anhäufung von Dreck mit verwahrlosten Hütten“), walzen sich durch einen polnischen Erholungsort mit „schmutzigen Häusern mit Wanzen und furchtbarem Gestank, Dreck überall und wieder Juden, lauter Juden. Sie haben zunächst Angst, kaum aber merken sie, daß ihnen die deutschen Soldaten nichts tun, da werden sie auch schon wieder frech.“

Die deutschen Greueltaten in Polen werden mit propagandistischem Geschick abgestritten, ja ins Gegenteil verkehrt. Ein Feldwebel, der aufgrund der polnischen Grausamkeiten beschließt, keine Gefangenen mehr zu machen, kehrt dann doch mit einem „elenden Trupp von sechzehn Gefangenen“ zurück, weil er nicht auf Wehrlose schießen könne. Dieses Verhalten zeige „den ganzen Unterschied zwischen einem Kulturvolk und einem erbärmlichen, aufgehetzten, unwürdigen Gegner“.

Reineckers drittes Jugendbuch aus dem Jahre 1939 – „Hans Hinrich, der Räuber“ – spielt im 14. Jahrhundert zur Zeit der Kämpfe zwischen Litauern und Deutschordensrittern. Der Jugendroman propagiert die unüberwindliche Feindschaft zwischen den Rittern des Deutschen Ordens und den Völkern des Ostens. „Hie deutsch, hie nicht deutsch“ ist die durchgängig vertretene Botschaft des Buches, es könne nur „der ewige Krieg“ mit den Völkern des Ostens herrschen. Unter dem Deckmantel des historischen Stoffes versucht Reinecker, dem jugendlichen Leser eine gegenwartsbezogene Problematik verständlich zu machen.

Das Credo des historischen Jugendromans dient dazu, die Aversionen gegen die östlichen Nachbarn zu schüren: Dem Jugendlichen die Notwendigkeit eines Ostkrieges zu erläutern und am Beispiel der positiven Identifikationsfigur des Jungritters Hans Hinrich die zu entwickelnden Eigenschaften vorzustellen, um den Ostkrieg siegreich zu gestalten. Dieses historisch argumentierende Rechtfertigungsbuch für den nationalsozialistischen Eroberungskrieg erschien 1941 in der zweiten Auflage.

1940 schreibt Reinecker sein erstes Theaterstück. Dazu meint er in seiner Autobiographie: „Ein Theaterstück in fünf Akten, ein Stoff aus der irischen Geschichte, der Kampf der Iren gegen die Engländer. Man verstehe. Der Zeitbezug.“ Alles klar, Reineckers tendenziöses Stück mit dem Titel „Die Stunde des Triumphs“ verherrlicht den irischen Freiheitskampf gegen die brutalen englischen Unterdrücker und spiegelte die in dieser Zeit verstärkt einsetzende anti-englische Propaganda wider. Ein weiteres „zeitgenössisches Stück“, das „Blut-und-Boden“-Drama „Das Dorf bei Odessa“, avancierte zu Reineckers erfolgreichstem Stück während der Zeit des Dritten Reiches. Reinecker schildert in dem Schauspiel die Situation einer deutschstämmigen Dorfbevölkerung in der Ukraine eine Nacht vor dem für sie erlösenden Angriff der deutschen Truppen. Im Programmheft für die Erstaufführung des Stückes am Reußischen Theater Gera in der Spielzeit 1943/44 nahm Reinecker in einem Beitrag selbst Stellung zu seinem Stück. Seine dort gemachten Aussagen führen seine in der Nachkriegszeit gemachten Äußerungen, daß dieses Stück keine „Blut-und-Boden“-Tendenzen beinhalte, ad absurdum. Er habe in diesem Stück seine Erlebnisse bei der Umsiedlung der Bessarabiendeutschen verarbeitet, die 1940, „als der Führer das große Werk der Umsiedlung begann“, nach über hundertjährigem Exil in der Ukraine wieder nach Deutschland zurückkehrten. Bei dieser Umsiedlung der Volksdeutschen habe er etwas „von der Gewalt der Rasse“ gespürt. Dieses Erlebnis habe „am Anfang des dramatischen Planes“ gestanden: „Wenn ich mein Schauspiel selbst bezeichnen soll, würde ich es nennen: eine ,Handlung um den unerschütterlichen deutschen Lebenswillen‘.“

1944 verfaßt Reinecker dann mit dem Durchhaltedrama „Leuchtfeuer“ sein letztes Stück im Nationalsozialismus. Im Mai 1942 hatte er noch als verantwortliche Hauptschriftleiter die Reichszeitschrift der Hitlerjugend, die Junge Welt, übernommen, mit der er half, im Angesicht der immer prekärer werdenden militärischen Lage, die „letzte Reserve“, die Jugend, zu mobilisieren. Als die Junge Welt im August 1944 ihr Erscheinen einstellen mußte, schrieb Reinecker im Völkischen Beobachter weiter. Zum Beispiel am 17. Dezember 1944 auf der ersten Seite unter dem Titel „Der Führerglaube der jungen Soldaten“: „Der junge Soldat ist dem Führer treu, weil er sich selber und seinem Schicksal treu ist. Es ist ihm undenkbar nachzugeben, aufzugeben oder vor Schwierigkeiten zu kapitulieren, und je gefährlicher das allgemeine Schicksal scheint, desto wirksamer wird dieses Gefühl des Ideals, weil sein natürliches Gefühl den überragenden Menschen erkennt und weil er den Wunsch in sich spürt, alles, was seine Kräfte vermögen, für ihn zu tun. (...) Wer diese Jugend im Wunder ihres Wesens begreift, nimmt die Beispiele ihrer militärischen Taten für einen Anfang. In ihrem unerschütterlichen Glauben an den Führer wird sie immer mehr zu einem elementaren Ereignis in diesem Krieg.“

Als Kriegsberichterstatter in der SS-Division Hitlerjugend erlebt Reinecker die alliierte Invasion. Reinecker nimmt noch an der Ardennenoffensive teil, bekommt dann im April 1945 wegen eines Leitartikels für Das schwarze Korps angeblich Ärger mit Goebbels und wäre vielleicht Opfer „dieser barbarischen Letzte-Stunden-Mentalität, die in der Reichskanzlei die Form von Geisteskrankheit annahm“, geworden, wenn ihn nicht Gunther d'Alquen, der Herausgeber von Das scharze Korps, in einem Sonderzug mit nach Kärnten genommen hätte, wo Reinecker das Kriegsende abwartet.

Reinecker begreift in seiner Autobiographie „nur“ den Völkermord an den Juden als Verbrechen und blendet die allgemeine Ausgrenzungs- und Verfolgungspolitik der Nazis völlig aus. Bei einer solchen Sicht der Dinge muß Reinecker bestrebt sein, seine eigene Tätigkeit von diesem „atemberaubende(n), alles überstülpende(n) und total verändernde(n) Mord“ abzugrenzen. So wird es erklärlich, wenn Reinecker behauptet, er habe in der Reichskristallnacht „keine Synagoge brennen“ gesehen, weil er nicht am Ort der Geschehnisse gewesen sei, „und dies war durchaus zufällig“. Auch von den Massenmorden der Einsatzkommandos habe er, der während des Krieges bei „drei Waffen-SS- Divisionen als Kriegsberichter“ agierte, „erst nach dem Krieg gehört“.

Der „Mordschatten“ der Judenvernichtung lasse eine vorurteilsfreie Betrachtung der Zeit von 1933 bis 1945 nicht mehr zu. So stünden die idealistischen Ziele der Hitlerjugend „im bittertraurigen Gesamtzusammenhang“, der alles desavouiere. Wer mit der Judenvernichtung nichts zu tun hatte, so die dahinterstehende Argumentation, der hat auch keine Schuld. Auch die Mitglieder der Waffen-SS mutieren auf diese Weise zu „Mitbetroffene(n) der Schandtat des Jahrhunderts“.

Wenn Reinecker die Ziele der HJ-Erziehung „heute noch für idealistisch“ hält, so verklärt er mit der Rückschau auf die historischen Erfahrungen die HJ-Indoktrination wider jedes bessere Wissen, das ihm zum Gewissen hätte werden müssen. Reinecker hat ganz offensichtlich Schwierigkeiten, seine Tätigkeit im Dritten Reich angemessen zu beurteilen. Eine Selbstbestimmung seiner Schuld gelingt Reinecker nicht.

Was in Auschwitz geschehen sei, so Reinecker, sei nicht „im deutschen Namen“ geschehen, „sondern im Namen weniger Leute, einer Gruppe von Leuten, die man heute verhaltensgestört nennen würde mit alptraumverstörten Gehirnen“. Diese „Weltcreme der Weltmörder“ habe „sich vergangen an denen, die unschuldig sind, sie haben sie mit hineingezogen“. Da wird der Verführer zum Verführten, Reinecker zum Freispruchrichter in eigener Sache. Wie schrieb er 1943/44 noch im Programmheft des Reußischen Theaters Gera: Er verstehe die Tätigkeit als Dramatiker als „Teil der geistigen Mobilisierung“, „ein fast soldatischer Akt“. Angesichts der Quellen aus dem Dritten Reich beweist Reinecker eine erstaunliche Tatsachenresistenz.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wanderte Reinecker, sein Versteck in Kärnten verlassend, über das Gebirge, das „feindfrei“ war, in seine „zweite Lebenszeit“ hinein. Er suchte Arbeit, unter anderem beim Spiegel, aufgrund seiner Vergangenheit vergeblich. „Die Zeit der Pauschalisierungen“ hatte begonnen, wie Reinecker später selbst schreibt, er fiel, „um es sportlich zu sagen, um einige Plätze zurück“, er fühlte sich als „Aussätziger“, zumal die Entnazifizierung, der er sich nicht unterzogen hatte, seinen Wunsch, sich journalistisch zu betätigen, „bedeutend“ erschwerte. Reinecker erfuhr eine „Abwertung“, seine „Verdienste“ bekamen etwas Nagatives. 1948 gründete er einen Feuilleton-Pressedienst mit dem Namen „Die Kurzgeschichte“.

Bis 1951 schreibt er unter unzähligen Pseudonymen insgesamt etwa tausend Kurzgeschichten der heiteren, besinnlichen Art. Doch dann begegnet ihm mit Alfred Weidenmann ein alter Kamerad, mit dem er schon 1944 das Drehbuch zu dem „staatspolitisch und künstlerisch wertvollen“ (Prädikat) Jugendpropagandafilm „Junge Adler“ verfaßt hatte. Weidenmann, der mit seinen Jugendpropagandafilmen „Soldaten von morgen“ (1941), „Hände hoch“ (1942) und „Außer Gefahr“ (1942) reichlich Regieerfahrung gesammelt hatte, engagierte Reinecker für einen Kulturfilm über Jugendgefängnisse. Der „Weg in die Freiheit“ (1952) wurde mit einem Bundesfilmpreis prämiert. Nun ist der Erfolg früherer Tage wieder da. Reinecker schreibt mit seinem „alten Freund“ Christian Bock zahlreiche Hörspiele wie „Vater braucht eine Frau“ (1952) oder „Karussell zu verkaufen“ (1952), für seinen alten Kumpel Weidenmann Drehbücher für insgesamt 16 Kinofilme. Für ihren Film „Canaris“ wurde beiden 1955 das Filmband in Gold verliehen. Bis auf den heutigen Tag arbeiten die beiden erfolgreich zusammen, zuletzt für die Derrick-Folge im Januar 1992.

Reinecker, der nebenbei noch die Bestsellerromane „Kinder, Mütter und ein General“ (1953) und „Taiga“ (1958) verfaßte, avancierte zu einem der gefragtesten Drehbuchautoren. Als in den sechziger Jahren das anspruchslose deutsche Kino immer weniger Besucher anlockte und deshalb in eine ausgemachte Krise schlitterte, schrieb Reinecker zunächst auf der Softpornowelle weiter, kehrte 1972 mit seinem 47. Kinofilm, dem Krimi „Das Mädchen von Hongkong“, dem Kino jedoch den Rücken zu. Er hatte schon in den sechziger Jahren seine Zusammenarbeit mit dem ZDF intensiviert und wendete sich nun vollends der Mattscheibe zu. Für das neugegründete ZDF schrieb er bereits 1963 neun Drehbücher. 1969 schickte er den Kommissar Keller auf Verbrecherjagd. Ab 1974 wurde dann Horst Tappert zum Schrecken des Verbrechens. Heute gilt Reinecker als „Lieferant von Tabletten für die Seele“ (Süddeutsche Zeitung) und Produzent von „griechischen Tragödie(n) für den kleinen Mann“ (Die Zeit).