Chinesisches Atomzentrum in Tibet

■ Menschenrechtler berichten von radioaktiver Verseuchung

Washington/Peking (AP/AFP) China hat angeblich seine Anlagen für Atomforschung und -waffenproduktion vor allem in Tibet und anderen von Minderheiten bewohnten Gebieten angesiedelt. Das berichtete die Internationale Kampagne für Tibet (ITC) am Sonntag in Washington. In der von der Menschenrechtsgruppe präsentierten Studie wird China zudem beschuldigt, die Verantwortung für eine radioaktive Verseuchung großer Gebiete und die unkontrollierte Lagerung von Atomabfällen zu tragen.

Wie es hieß, wurde Anfang der 60er Jahre eine streng geheime Forschungsanlage in der tibetischen autonomen Präfektur Haibei im Westen der Provinz Qinghai errichtet. Dort, in der sogenannten Neunten Akademie, sollen chinesische Wissenschafter die ersten Atombomben gebaut haben. Zitiert wird auch ein Beamter, wonach rund um die tibetische Hauptstadt Lhasa möglicherweise das größte Uranvorkommen der Welt lagert. In der Umgebung der geheimen Produktionsstätte sollen überdurchschnittlich viele Menschen an Krebs erkranken und sterben. So hätten in einer Gemeinde südlich der Neunten Akademie Kinder ähnliche Krebssymptome entwickelt, wie sie nach dem Atombombenabwurf über Hiroshima festgestellt wurden.

Die ICT verfüge außerdem über zuverlässige Angaben, wonach radioaktiver Müll in Tibet unsachgemäß entsorgt werde. An drei Orten in Tibet sollen die Chinesen auch Atomwaffen lagern. Die ICT hat ihre Informationen nach eigenen Angaben durch Interviews mit chinesischen Nuklearexperten, chinesischen Regierungsvertretern sowie durch Bodenproben, Messungen und geheime Dokumente gewonnen.

China dementierte inzwischen die ICT-Berichte: Von einem Atomforschungszentrum in Tibet will ein Sprecher der staatlichen Behörden für Nuklearsicherheit noch nie etwas gehört haben. Auch die Lagerung von Atomwaffen wurde von der chinesischen Regierung bestritten. Das Verteidigungsministerium lehnte jeden Kommentar ab.