■ Arbeitgeber durch den Dienstboteneingang: Gegen „Mauerpolitik“
Mit einem Seiteneingang mußten sich am Montag morgen die Mitarbeiter des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall begnügen, um zu ihren Arbeitsplätzen zu gelangen: In einer Nacht- und Nebelaktion hatten knapp 200 aufgebrachte Ost- Metaller, die in Bussen aus Sachsen angereist waren, kurzerhand den Haupteingang der Kölner Gesamtmetall-Zentrale zugemauert: „Uns langt's!!!“ sprühten sie mit giftgrüner Farbe auf die weiße Mauer.
In dem seit Wochen dauernden Tarifkonflikt scheint die Stimmung zunehmend gereizter zu werden. Die Mauer sollte denn auch ein Symbol sein: „Damit protestieren wir gegen die Mauerpolitik der Arbeitgeber“, so die Demonstranten. „Die sollen einmal merken, was es heißt, hinter Mauern zu sitzen.“ Auch Gesamtmetall-Geschäftsführer Dieter Kirchner konnte sie nicht besänftigen. Sein Angebot, die Mauer gemeinsam einzureißen, schlugen die Gewerkschafter aus. „Das sind doch nur schöne Sprüche.“ Selbst warme Würstchen und Kaffee, die Kirchner ihnen anbot, lehnten sie ab.
Bei Kölner Passanten ernteten die sächsischen IG-Metall- Mitglieder, die kurz vor neun Uhr wieder friedlich von dannen zogen, mit ihrer Aktion allerdings meist Kopfschütteln. „Das schürt doch nur Haß“, meinte eine 56jährige Hausfrau. Ihr 57jähriger Mann fügte hinzu: „Man kann doch nicht mehr Geld verlangen, als die Betriebe zahlen können.“ Und einen Wirtschaftsstudenten erinnerte das Ganze an einen „Dummen-Jungen-Streich“. Die Mauer wurde noch am Vormittag im Auftrag des Hauseigentümers wieder beseitigt. Christine Möllhoff (dpa)
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