Sanssouci
: Nachschlag

■ "Bergmann Borsig" - Dokumentarfilm von Kasper/Schuster

Foto: VEB Bergmann Borsig

Propagandaschnipsel aus dem Osten wirken immer. Auch in „Bergmann Borsig, vormals VEB“ über den gleichnamigen Berliner Betrieb an der ausgedienten Sektorengrenze. B.B. funktioniert als historisches Beispiel in jeder Hinsicht: Hier finden die Filmemacher Lothar Schuster und Barbara Kasper Einheitsjubler, Opportunisten, standhafte Sozialisten und vietnamesische Vertragsarbeiter; vor allem aber in den Archiven von DEFA und DDR-Fernsehen reichlich Stoff über die Maschinenbaufirma. Etwa ein Filmchen über den Kontrollgang eines Reporters, der eine halbe Stunde vor Schichtwechsel in den VEB stapfte. Er fand die Werktätigen schon vorzeitig unter der Dusche, noch nicht einmal geschämt haben sie sich: Die nackischten Arbeiter grinsten. Ein klassisches Bummelbeispiel, das fein in die Bildersammlung über Borsig paßt.

Dumm nur, daß das eingestreute Archivmaterial spannender ist als der Rest des Films. Noch dümmer, daß dieser Rest ziemlich lang ist, obwohl sich die Filmemacher nicht so recht für ihr Thema zu interessieren scheinen: „Wo haben denn die Probleme gelegen?“ – „Wie war denn das Gefühl?“ – „Sehen Sie das auch positiv?“ Sie haken ab: Arbeitslosigkeit, die vierzigjährige Vergangenheit, Mauerbau, Widerstandsmeriten und Ausländerfeindlichkeit. Das Ganze wird lustlos bebildert: Lauter sprechende Metall- und Büroarbeiterköpfe im Wechsel mit warnstreikenden Massen und alten Maschinen. Friederike Freier

„Bergmann Borsig, vormals VEB“ läuft vom 22.-28.4. in der Filmbühne am Steinplatz.