■ Das Portrait
: Rudolf Krause

In seinem Heimatort Bonese gilt der 47jährige CDU-MdB Rudolf Krause als Mann mit losem Mundwerk, der erst redet und dann nachdenkt. Das trug ihm schon vor der Wende Ärger ein. 1988 verlor er nach einem Zerwürfnis mit dem Vorgesetzten seinen Job als Tierarzt und schlug sich als Schweinezüchter durchs letzte DDR-Jahr. Vom Schweinestall in den Bundestag – diese Karriere verdankt Krause ebenso wie seinen ständigen Ärger der Fähigkeit, einfach loszupoltern. Und die Tatsache, daß es der CDU an Kandidaten ohne allzuviel Blockflötenvergangenheit mangelte.

Den Mund aufzumachen lernte Krause beim Thomanerchor, das nationalkonservative Denken in der ländlichen Einöde der Altmark. Denn dort steht Krause mit den Gedanken, für die ihn die hier Foto Nr. 20

Foto: taz-Archiv

CDU Sachsen-Anhalts jetzt aus der Partei ausschließen will, bei weitem nicht allein. Dort denken viele, daß Asylbewerberheime „Räuberhöhlen“ sind und Asylbewerber kriminell. Krauses „kerndeutsche Anständigkeit“ gehört dort zu den Grundwerten auch vieler CDU-Mitglieder. Nach seinem angedrohten Parteiausschluß werden viele Altmärker CDU-Mitglieder ihr Parteibuch zurückgeben: „Die Leute werden das mit den SED-Ausschlußverfahren vergleichen, die für die Betroffenen stets ein sozialer Prestigegewinn waren“, sagt Krause.

Trotz seines großen Mundwerks blieb er im Bundestag ein weitgehend unbekannter Hinterbänkler. Lediglich die ultrakonservativen Abgeordneten der Union wurden auf den ungehobelten Schweinezüchter aufmerksam und machten ihn bei der Gründung des strammrechten Deutschlandforums zu einem ihrer Sprecher. Schlagzeilen bekam er dann mit seiner „Denkschrift zu nationalen und deutschen Fragen“, einem Dossier, bei dessen Lektüre sich selbst Konservative an den Nazi-Propagandachef Goebbels erinnert fühlten. Seit er aus Gründen der Waffengleichheit mit Kriminellen jedem guten Deutschen eine Bleispritze in die Hand drücken will, führt der MdB in Sachsen-Anhalt den Beinamen Pistolen-Krause. Und der führt die CDU Sachsen- Anhalts jetzt in einen gefährlichen Spagat: einerseits will Landeschef Werner Münch den Mann aus Gründen der politischen Kosmetik loswerden, andererseits vergrätzt er damit die Wähler vom rechten Rand. Eberhard Löblich