Echo aus dem Milchkaffee

■ „Trouble“ — Ein neuer Film von Penelope Buitenhuis

„Trouble ist ein Film über Musik, Liebe und Selbstbestimmung“– alles Wichtige drin, denkt der alternative Filmkonsument. Das wiederum scheint jedenfalls die Regisseurin Penelope Buitenhuis zu glauben. Vielleicht meint sie sogar, einen „wichtigen“ Film gedreht zu haben. Es kommt nämlich tatsächlich (fast) alles drin vor, was die Herzen heute höher schlagen läßt: Rassisten in der U-Bahn, eine farbige Sängerin, die darüber ordentlich traurig ist, prügelnde Polizisten, krümelnde Wohngenossen und tümelnde Deutsche. Auch die politische Lage in „Känäda“ wird thematisiert, denn das Heimatland von Jonnie ist „supergroß“ und „superkonservativ“. Außerdem wird ihrer Band gerade der Übungsraum von einem fiesen Spekulanten unter Wasser gesetzt und gekündigt. Ja, das ganze schöne „Rockhaus“ soll ausziehen, nur wegen des Profits. So schlimm ist die Welt.

Und dann hat Sängerin Jonnie alias Yvonne Ducksworth auch noch Liebeskummer. Ihr Freund plant irgendwas Subversives, ohne sie einzuweihen. In seiner WG wie auch im Rockhaus wird ständig über Politik und Rassismus diskutiert. „Die Linke ist tot – wir müssen neue Aktionsformen ausprobieren“, echot es durch den Milchkaffee. Man kann nur hoffen, daß die Schauspieler wirklich alle Laiendarsteller sind und keiner auf die Idee kommt, eine Schauspielschule zu besuchen – die jungen Leute in dem Film sprechen hölzern, als hätten sie ihre Diskussionsbeiträge aus Beiträgen linker Hauspostillen der letzten zehn Jahre zusammengestoppelt und sicherheitshalber auch gleich noch auswendig gelernt, falls sie mal unvermutet einen Rassisten treffen.

Yvonne von der real existierenden Berliner Band „Jingo de Lunch“ rauscht als Jonnie auf ihrem Skateboard durch Berlin. Die gewählten Hintergründe passen zur lustlos hingeworfenen Handlung. Ein in Kreuzberg angesiedelter „Tatort“ könnte nicht bräsiger sein. Zum Glück wird „Trouble“ nach seinem vermutlich kurzen Kinogastspiel nur im „Kleinen Fernsehspiel“ des ZDF laufen. Regisseurin Buitenhuis ist sich nicht mal zu schade, Jonnie und ihren Subversivtypen auf dem Mauerstreifen vor der East-Side-Gallery flanieren zu lassen. Man möchte den nächsten Möbelwagen bestellen und die Stadt verlassen, folgt man den Kamerafahrten von „Trouble“ durch 92 zähe Minuten.

Auch knüppelnde Polizisten fehlen nicht. Damit wir uns auch ganz authentisch fühlen, wird dazu das Straßenschild „Oranienstraße“ eingeblendet. „Trouble“ kommt selbstredend schwarzweiß daher, das wacklige Bild und die schlecht getimten Blenden sollen Dokumentartouch verleihen. Den zusammengestoppelten Plot wiederzugeben ist eigentlich überflüssig, nur soviel sei verraten: Die subversive Aktion gipfelt im Diebstahl eines TV-Übertragungswagens und der Ausstrahlung einer AWDS-TV-Piratensendung. In einer großartigen Rolle hierbei Axel vom Loft als Couch-Potato. Leider dauert seine Szene höchstens drei Sekunden.

Was AWDS bedeutet? Ich hab's selber vergessen. Andreas Becker

Penelope Buitenhuis: „Trouble“, s/w, 92 Minuten. Mit Yvonne Ducksworth, Jan Erik Engel u.a. Deutsch, manchmal englisch, tägl. 21.30 Uhr im Eiszeit