■ Press-Schlag
: Otto find ich scheiße

Es haben schon immer rechte Nullen in den Präsidentensesseln der Bundesligaclubs gethront, vorzugsweise Profilneurotiker und Dummschwätzer. Erinnert sei an Erich Riedl (CSU), der die Münchner Löwen fast in den Ruin getrieben hätte, ehe er in konsequenter Fortführung seiner Karriere zum Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium aufstieg. Oder die beiden Nürnberger Finanzjongleure Roth und Schmelzer, natürlich der Rostocker Intrigenspinner Gerd Kische, der erst den rauhen Reinders abservierte und dann den reservierten Rutemöller. Das Resultat des präsidialen Dilettierens: fast immer der Abstieg.

So wird es vermutlich auch in Dresden sein, wo gerade Trainer Klaus Sammer beurlaubt worden ist von einem Präsidium, das Rolf-Jürgen Otto anführt. Von Platz 10 auf Rang 14 stürzten die Dynamos, seit der Mann im Januar zum Präsidenten gewählt wurde. Herr Otto ist ein Bauunternehmer aus Frankfurt/Main, der mit beträchtlicher Leibesfülle und rüdem Umgangston das Klischee vom Besserwessi auf das Trefflichste bedient. Und dessen Leumund übler nicht sein könnte: Vormals hat er die Fußballspieler Wolfgang Trapp und Norbert Nachtweih beraten; beiden ist kaum etwas geblieben vom zusammengekickten Geld. Für 108.000 Mark, berichtet Sportbild, hat er kurz vor der Präsidentenwahl 20 Haftbefehle aus dem Schuldnerverzeichnis löschen lassen. Nach seiner Wahl war die Ligakonkurrenz alarmiert. Bayern- Manager Uli Hoeness forderte, der DFB solle einen Fachmann nach Dresden delegieren und angemessen entlohnen, damit „sich nicht irgendein halbseidener Typ die Taschen vollstopft“.

Das hat Otto nicht getan, hat sogar mit seinem Geld dafür gesorgt, daß der hochverschuldete FC Dynamo die Gehälter seines kickenden Personals termingerecht überweisen kann. Aber im sportlichen Bereich hat der „Poltergeist aus Frankfurt“ (Sportbild) das Chaos einziehen lassen mit seiner Personalpolitik. Das Dresdner Idol Reinhard Häfner entmachtete er als Manager; seither ist Horst Reber zuständig, bei dem es sich laut ADN um einen ehemaligen „Frankfurter Klatschkolumnisten“ handelt, welcher – glaubt man der Jungen Welt – „mit Fußball soviel am Hut hat wie Prinz Charles mit Lady Di“. Über Dynamo-Spielmacher Hans Uwe Pilz höhnte Otto öffentlich und verunsicherte dadurch das gesamte Team. Coach Sammer, von Fans und Spielern gleichermaßen geachtet, wurde erst abgemahnt und jetzt gefeuert. Einen Vertrauensbruch gab Otto lächerlicherweise als Grund an; Sammer habe das Präsidium nicht rechtzeitig über einen Eingriff an seinem Knie informiert, „die Mannschaft stand auf einmal ohne Trainer da“, was nicht hilfreich sei in der angespannten Situation. Stimmt, aber wenn der Präsident verschwände, wäre schon viel gewonnen. Holger Gertz