Kroaten massakrierten Muslime

■ In dem bosnischen Dorf Santici blieb kein Stein auf dem anderen

Santici (dpa) – Als die Todesschwadron nach Santici kam, blieb kein Stein auf dem anderen. Straße um Straße, Haus um Haus trieben die kroatischen Kommandos die MuslimInnen hinaus. Die Hauptstraße der kleinen bosnischen Ortschaft bietet ein Bild der Zerstörung, abgeschlachtetes Vieh liegt in Blutlachen. In der Dorfmitte von Santici liegt die Moschee in Trümmern. Es scheint, daß sie von innen gesprengt wurde. Nicht ein einziges muslimisches Haus wurde verschont. Mit Methode und systematisch war die Schwadron durchs Dorf gezogen, mindestens 50 Häuser wurden zerstört.

„Es war eine Bande von 15 bis 20 Bewaffneten, die sich mit Šlibovica betrunken hatten. Sie zogen von Haus zu Haus, warfen Granaten durch die Fenster und schossen auf Leute, die aus den brennenden Häusern flüchteten“, berichtet Leutnant Mark Jones vom britischen UN-Regiment der 9/12er Lancers. In Santici bargen die Blauhelme zwischen 30 und 40 muslimische Leichen und brachten sie in die Stadt Travnik.

„Es ist ungeheuer brutal. Wir haben Leichen in den Häusern und außerhalb in Blutlachen gefunden“, so Jones weiter. „Ganze Familien sind getötet worden. Meine Männer haben Kinder gesehen, die in den Armen ihrer Mütter erschossen wurden,“ sagt Oberst Bob Steward der kommandierende Offizier des britischen Cheshire-Regiments, das in dieser Region stationiert ist. Alles was von der Arbeit der MuslimInnen übrig geblieben ist, ist frisch gezogener Kopfsalat und Zwiebeln in den Gärten. Auf den Balkonen hängt noch Wäsche zum Trocknen. Während die KroatInnen nächtelang wüteten, verstärkte sich der Verdacht, daß auch die MuslimInnen nach blutiger Rache trachten, Dörfer heimsuchen und KroatInnen in den von ihnen kontrollierten Gebieten ausweisen und terrorisieren. Bisher allerdings gibt es keine überzeugenden Hinweise, daß MuslimInnen ZivilistInnen in dieser Art ermordet haben. Von Ian Traynor