Zerreißprobe für Südafrikas Rechte

Der Gründer und Führer der rechtsextremen Konservativen Partei, Andries Treurnicht, ist tot / Seine Partei wird ihn vermutlich nicht lange überleben  ■ Aus Johannesburg Willi Germund

1982 gründete Andries Treurnicht die Konservative Partei Südafrika, weil seiner Ansicht nach die regierende Nationale Partei sich nicht an die Prinzipien der Apartheid hielt. Nun dürfte der am Donnerstag abend nach einer Herzoperation eingetretene Tod des 72jährigen Kämpfers für Rassendiskriminierung und wider Demokratisierung auch das Ende seiner Partei bedeuten.

Schon seit Treurnicht und seine Gefolgsleute im März 1992 das weiße Minderheitsreferendum über eine Fortsetzung des Reformprozesses gegen Staatspräsident Frederik W. de Klerk verlor, durchlebte die Gruppierung mangels Erfolgsperspektiven eine Krise. Erst vor kurzem überwanden sich die Konservativen nach langem Zögern, an den Demokratisierungsverhandlungen teilzunehmen.

Laut den Statuten wird Treurnichts Posten zunächst von seinem Stellvertreter gefüllt: Ferdi Hartzenberg, ein militanter Konservativer mit engen Verbindungen zur neofaschistischen „Afrikaner Weerstandsbeweging“ (AWB) unter Eugene Terre Blanche. Die beiden vertreten jene weißen Reformgegner, die für Gewalt und Untergrundaktivitäten eintreten. Andries Treurnicht hatte bei allem Widerstand gegen Reformen immer wieder dafür plädiert, im gesetzlichen Rahmen zu bleiben.

Nach dem Mord an Hani eine diskreditierte Partei

Daß diese Linie des „geistigen Führers“ der Rechten zunehmend an Einfluß verlor, zeigte sich just in den Tagen, in denen Treurnicht auf dem Krankenbett in einem Kapstädter Hospital mit dem Tode kämpfte. Südafrikas Polizei verhaftete Clive Derby-Lewis, einen ehemaligen Sprecher der Konservativen Partei, im Zusammenhang mit dem Mord an Chris Hani, dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei. Auch dessen Frau Gaye sitzt in Haft. Die Polizei spricht im Zusammenhang mit dem Mord von einer „Verschwörung“, und aus ANC-Kreisen verlautete, daß weitere Mitglieder der Konservativen Partei verwickelt sein könnten.

Obwohl inzwischen häufig der Verdacht geäußert wird, daß die Verdächtigen aus den Reihen der Konservativen Partei als Sündenböcke für eine Tat herhalten müssen, deren Hintermänner aus den Reihen der südafrikanischen Sicherheitskräfte stammen könnten, führten die Verhaftungen zu einer erheblichen Belastung der Konservativen Partei. Kreise um den eher moderaten Politiker Pieter Mulder wollen mit den Rechtsextremisten nichts zu tun haben.

Beobachter erwarten denn auch, daß nach dem Tode von Treurnicht nicht nur die Konservative Partei zerfällt, sondern das ohnehin verwirrende Spektrum des südafrikanischen Rechtsextremismus noch weiter aufsplittert. Sampie Terreblanche, Wirtschaftsprofessor an der Universität von Stellenbosch: „Die Konservative Partei war letzten Endes die Partei von Treurnicht.“