Zersetzend

■ betr.: "Wendekopf voller Gips" (zur medialen Präsenz von Lutz Rathenow), taz vom 19.4.93

betr.: „Wendekopf voller Gips“ (zur medialen Präsenz von Lutz Rathenow), taz vom 19.4.93

Die seinerzeit DDR-einzige Pseudo-Satire-Zeitschrift Eulenspiegel und das von Honecker aus der Taufe gehobene DDR-Jugendfernsehen „Elf 99“ setzen zur späten Rache gegen die Bürgerrechtler an. Wie jüngst noch die Stasi, machen sie sich dabei die persönlichen Eitelkeiten „der zu bearbeitenden Personen“ zunutze: „Zersetzungsmaßnahmen“ hieß das im Jargon der Stasi.

Wenn heute die Glaubwürdigkeit solcher Leute wie Rathenow von der ostdeutschen Journaille schon wieder auf solche perfide Weise angegriffen werden kann und ein ahnungsloser oder irgendwie verstrickter Martin Sonneborn einen gehässigen Artikel darüber in der taz los wird, ist das nur ein weiteres Signal für den modischen Überdruß, den die ernsthafte Beschäftigung mit der DDR-Geschichte inzwischen regelmäßig erzeugt: die Bonzen von ehedem reiben sich die Hände. Peter Walther, Ostberlin

[...] Die Satire entpuppt sich hier als eine durchsichtige Einweg-Verpackung für eine bitterernst gemeinte und verbissen vorgetragene Kritik des Artikelschreibers an dem politischen Engagement des Bürgerrechtlers Lutz Rathenow („und Konsorten“!). Welch eine Wut und Verbitterung über die von den Bürgerrechtlern mit herbeigeführte Wende muß in dem Mann stecken, daß er sich nicht entblödet, auf die üblen Methoden des Stasi-Systems zurückzugreifen: den politischen Gegner psychisch, moralisch, menschlich und intellektuell lächerlich machen, um ihn politisch nicht ernst nehmen zu müssen. [...] Eckart Frey, Reinbek

Lieber Martin Sonneborn, meinen Glückwunsch zur Satire. Wir haben schallend gelacht, was wir Ihrer spitzen Feder verdanken. Prof. Dr. Erhard Meueler, Groß-Umstadt/Raibach