■ Die DSU will sich nach Westdeutschland ausdehnen
: Abstieg in die Bedeutungslosigkeit

Die CSU hat auf das falsche Pferd gesetzt. Das wissen die Christsozialen in der Münchner Parteizentrale nicht erst seit gestern. Als die CSU damals als einzige bundesdeutsche Partei ohne Partner in der sich auflösenden DDR dastand, sorgte der CSU-Vorsitzende Theo Waigel dafür, daß sich elf konservative Grüppchen und Gruppierungen zur DSU zusammenschlossen. Öffentlich lobte CSU-Generalsekretär Huber das beidseitig von Kalkül bestimmte Verhältnis vor den Wahlen 1990 als „Idealkonstellation“. Doch hinter den Kulissen gab es nichts als Ärger. Schon im Juli 90 verließen prominente Führungsfiguren wie der Pfarrer Reiner Ebeling und Peter-Michael Diestel das langsam sinkende Schiff. Bei den Landtags- und Bundestagswahlen 1990 scheiterte die DSU kläglich. Das Interesse der CSU an der Schwesterpartei ließ merklich nach.

Daß Geburtshelfer Theo Waigel dieses Jahr nicht einmal mehr zum Parteitag erschien, war ein deutliches Zeichen dafür, daß die CSU ihren Ableger im Osten längst aufgegeben hat. Bereits beim letzten DSU-Parteitag stand die Ausdehnung der Partei nach Westdeutschland zur Abstimmung. Damals hatte Waigel mit einer eindringlichen Rede die Delegierten noch einmal umstimmen können. Huber, in diesem Jahr der einzige Abgesandte der CSU, machte nicht einmal mehr den Versuch, das Ruder noch einmal herumzureißen. Vom CSU-Präsidium vorsorglich mit einer Scheidungsurkunde ausgerüstet, verfolgte er den Parteitag resigniert und mit einer Miene, als sei es eine Strafe, dort zu sitzen. Auch einige Seitenhiebe gegen die „Amigos“ in München blieben ihm nicht erspart. Insgeheim dürfte die CSU jedoch heilfroh sein, den Wechselbalg auf elegante Weise los geworden zu sein.

Der Versuch der DSU, sich mit einer Unabhängigkeitserklärung aus der drohenden Bedeutungslosigkeit hinaus zu katapultieren, dürfte fehlschlagen. Dem neuen Vorsitzenden, Roberto Rink, ist diese Rolle ohnehin drei Nummern zu groß. Auch daß die von Rink betriebene Ausdehnung der Partei nach Westen erfolglos bleiben wird, ist absehbar. Die potentiellen Partner der DSU sind einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannte und erfolglose rechte Splittergruppen. Selbst wenn ein Zusammenschluß gelingen sollte, dürfte sich die Hoffnung, aus dem Reservoir der enttäuschten Nicht-WählerInnen zu schöpfen, als Illusion erweisen. Den BürgerInnen der Altbundesländer, die der Korruptionsskandale überdrüssig sind, wollen sich die DSU-Mannen als saubere Alternative präsentieren. Als Programm dürfte das kaum reichen. Aber außer deutschnationalen Stammtischparolen hat Rinks Truppe den WählerInnen im Westen bislang nichts zu bieten. Dorothee Winden