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Punktsieg für den „guten Menschen von Eutin“

■ Jansen kontert provokative Befragung im „Schubladen-Ausschuß“ souverän

Kiel (taz) – Günther Jansen spricht vielen Beobachtern des Untersuchungsausschusses aus dem Herzen: „Es ist lächerlich, wie verkrampft sie versuchen, diese Theorie zu untermauern, die SPD hat schon frühzeitig von den Barschel-Machenschaften und meinen Geldzahlungen an Pfeiffer gewußt“, hält er Thorsten Geissler entgegen. Geissler, justizpolitischer Sprecher der Kieler Christdemokraten, hat am zweiten Tag der Vernehmung des ehemaligen Sozialministers vor dem Schubladen-Untersuchungsausschuß von seiner Fraktion die Aufgabe zugewiesen bekommen, Jansen irgend etwas zu entlocken, was die SPD Schleswig-Holstein, vor allem aber Kanzlerkandidat Björn Engholm, in ein trübes Licht stellt.

Geissler bemüht sich so engagiert wie erfolglos, Fallstricke zu knüpfen. „Lampenfieber“ habe er gehabt, räumt der aufstrebende 33jährige bei dem Kreuzverhör des altgedienten Politprofis Jansen ein. Zu Recht. Gelassen pariert Günter Jansen (56) jede Attacke des Jungkarrieristen, antwortet präzise, mit sparsamer Gestik und wohldosierter Emotionalität. Dabei nutzt er jede sich bietende Gelegenheit, in Wahlkampfmanier pointierte Pfeile gegen die Kieler Opposition abzufeuern, die die Barschel-Affäre so gerne mit einem Engholm-Skandal übertünchen würde.

Zwei Fragen interessieren Geissler: Warum hat Jansen das „Schubladengeld“ an Pfeiffer durch den SPD-Sprecher Nilius überbringen lassen, wenn er doch keinerlei Hinweise auf die Herkunft der scheinbepackten Umschläge liefern wollte? Wieso führte er sein erstes Gespräch mit Pfeiffer im September 1987 gerade in Anwesenheit des Hamburger Anwaltes Peter Schulz, der auch Björn Engholm auf der Liste seiner Mandanten führte, wenn er doch verhindern wollte, daß der damalige Kieler Oppositionsführer von den Machenschaften in der Staatskanzlei frühzeitig erfährt? Jansen kontert gewohnt ruhig: „Ich hatte mehr Vertrauen zu Nilius als zur Bundespost.“ Wäre das Geld anonym in Pfeiffers Briefkasten gelandet, hätten alle möglichen Zeugen anwesend sein können, wenn der ehemalige Barschel- Medienreferent die Umschläge ahnungslos öffnet.

Auch Peter Schulz habe er „vertraut“. Nachdem dieser ihm auf Nachfrage erklärt hatte, er könne „schon richtig mit den Informationen umgehen“, sei Jansen nicht mehr davon ausgegangen, daß Engholm von der vertraulichen Unterredung, in der Pfeiffer ausgepackt hatte, „etwas erfährt“. Dem „guten Menschen von Eutin“ dürfte kaum zu beweisen sein, daß er nicht als „Überzeugungs- und Einzeltäter“ gehandelt hat. Marko Carini

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