Soundcheck

■ Phillipp Boa & the Voodoo Club / Giora Feidman / Mc Solaar

SOUNDCHECK

Gehört: Philipp Boa & the Voodoo Club. In zwei Stunden rekapitulierten Philipp Boa und seine Band am Montag abend im Docks die Geschichte des Voodoo-Club als Revue aus Rock, Zwölf-Ton- Einlagen und den eifrig nach vorn geworfenen Haaren des Dortmunder Sängers. Das Konzept sah opulente Arrangements, durchweg stampfige Rhythmen und die Idee

1des Gesamtsounds als Vollbedienung vor. Boas Musiker, nie verlegen um Solo-Gesänge, unterstützten nach Kräften den Meister, der bekanntlich weder seine Laune wieder - noch zu sich findet. Er folgte also seiner Bestimmung, verdeckte dann aber komischerweise seine Müdigkeit durch Misanthropie. Vereint im Anspruch standen insofern auf und vor der Bühne im vollen Haus wirklich alle zusammen. Hinter dem misanthropischen Boa steckt tatsächlich die Unsicherheit, sich nicht entscheiden zu können, welche Fraktion seine Zugehörigkeit verdient oder erträgt. Kristof Schreuf

Gehört: Giora Feidman. Kleine Mißtöne inszenierter Brüderlichkeit, mit der Giora Feidman sein Publikum verbal umarmte und zur leeren Geste versöhnenden Mitsummens animierte, sowie ein zarter Schmelz an Kitsch in der Programmauswahl, etwa mit Donovans „Donna Donna“, störten das zweistündige Programm des Klarinettisten nur beiläufig. Mit dem Gitarristen Adam Rogers und dem Kontrabassisten Anthony Falanga interpretierte er Weltmusik durch den unkonventionellen Einsatz seines Instrumentes auf seine Art: erzählend und emotional, mal wild, mal pathetisch. Klezmer aus Spanien, Israel oder Russland neben Schuberts „Ave Maria“, „If I Were A Rich Man“ aus dem Musical Anatevka oder ein Tango von Astor Piazzola neben einem jüdischen Lied aus einem deutschen Konzentrationslager, Feidmans Klarinette eint sie unter einen universellen Musikgedanken. Das Publikum im ausverkauften Deutschen Schauspielhaus bejubelte den 66jährigen Argentinier frenetisch. tlb

Gehört: Mc Solaar. Daß der französische Rapper längst mehr als der Held einer kleinen Musikfurche ist, belegte der ausverkaufte Mojo-

1Club eindrucksvoll. Bei Temperaturen um den Siedepunkt von Blut feierten die Nordlichter den schwarzen Gallier, der hauptsächlich Songs von seiner neuen Platte sprach, intensiv. Seine Wanderung zwischen HipHop, Ragga, Chanson und Rai und die brillanten Scratches der DJs sorgten für schnelle Entrastung. Der miese Sound tat der Stimmung keinen Abbruch. Noch Stunden später fand man auf der Reeperbahn vom Konzert beseelte, die sich gegenseitig französische Zeilen gaben. Hamburg ist doch eine Weltstadt. tlb