Wenn die Hitze anhält, sterben die Fische

■ Wasserqualität trotz Sommerwetters noch gut / Algenpest nicht zu stoppen

Berlin. Auch dieses Jahr wird die Umweltverwaltung das Massensterben von Fischen nicht verhindern können. Sobald sich die Temperatur der Berliner Gewässer auf etwa 20 bis 25 Grad Celsius erwärmt hat, werden sich wie in jedem Jahr die Algen schlagartig ausbreiten und den für Fische lebenswichtigen Sauerstoff verbrauchen, prophezeite Wolfgang Mielke, Referatsleiter für Wasserbau, gestern gegenüber der taz. Mielke befürchtet ein Fischsterben schon für den Fall, daß die jetzige Hitzewelle weitere zwei Wochen anhält.

Gestern soll die durchschnittliche Temperatur der Berliner Gewässer noch etwa 15 bis 16 Grad betragen haben. Mit acht bis zehn Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser war die Situation der Gewässer laut Umweltverwaltung „normal“. Der Sauerstoffgehalt wird täglich gemessen.

Im Sommer wird es auf Grund der erwarteten Algenentwicklung für Badende, die besonders empfindliche Haut haben, allerdings Probleme geben. Wenn die Sichttiefe auf 30 bis 20 Zentimeter abgenommen habe, könnten von Algen produzierte Stoffe bei dieser Personengruppe Allergien auslösen, sagte Dietrich Jahn, bei der Umweltverwaltung für die Gewässergüte zuständig.

Für die starke Algenentwicklung sind Nährstoffe und organische Kohlenstoffe verantwortlich, die laut Jahn in immer noch zu großen Mengen mit den Abwässern der Klärwerke in Spree und Havel sowie die einzelnen Kanäle und Seen gespült werden. Die fünf bis sieben Milligramm pro Liter Abwasser könnten um das 500fache reduziert werden, wenn nach den heute zwei bis drei üblichen Klärstufen das Abwasser filtriert werde. Deshalb fordere die Umweltverwaltung die sogenannte Ablauffiltration auch für alle Klärwerke, doch diese vierte Klärstufe – zur Zeit in zwei Anlagen in Probe – werde wohl erst bis zum Jahr 2010 überall eingebaut sein, sagte Jahn. Der sommerliche Algenteppich sei aber nicht nur für hautempfindliche Personen problematisch, sondern durch den Sauerstoffverbrauch ersticke der „grüne Teppich“ die Mikroorganismen im Boden. Dadurch entstehe Faulschlamm.

Die Umweltverwaltung wird besonders kritische Stellen der Berliner Gewässer wieder belüften. Auf dem stark belasteten Landwehrkanal soll ab 1995 ein speziell angefertigtes Schiff nachts Sauerstoff ins Wasser pumpen. Das „Luftschiff“ soll etwas kleiner als ein Fahrgastdampfer sein, damit es auf dem engen Kanal wenden kann. Ein entsprechender Auftrag werde in diesen Tagen EG-weit ausgeschrieben, so Referatsleiter Mielke. Dirk Wildt