Die Queen mutiert zur Mimose

Dublin (taz) – Die früher oft gerühmte Gelassenheit der britischen Königin ist dahin. Als Elisabeth am Wochenende die Wells- Kathedrale in Somerset besuchte, bedachte sie der 59jährige Geschäftsmann Mark Haywood nicht nur mit Buhrufen, sondern gab ihr das auch noch schriftlich: Er streckte der Queen ein Plakat entgegen, auf dem ein einziges Wort stand: „Boo“ (auf deutsch: „Buh“). Haywood wurde umgehend verhaftet und verhört. Dabei stellte sich heraus, daß sein „Boo“ gar nicht der Königin galt, sondern der „maßlos übertriebenen Polizeieskorte“. Haywood sagte: „Es sieht so aus, als ob ich nun geteert und gefedert werde – oder gehängt und gevierteilt.“ Eine Entschuldigung kommt für ihn dennoch nicht in Frage. Dafür hat sich sein Chef, ein Antiquitätenhändler, in Haywoods Namen bei der Queen entschuldigt – allerdings vergeblich: Der Fall ist der Staatsanwaltschaft übergeben worden. Er muß mit dem Schlimmsten rechnen. „Früher wäre Haywoods Aktion als Hochverrat eingestuft worden“, sagte Monarchie-Experte Theo Arunsen. Möglicherweise ist die Queen deshalb so empfindlich, weil ihre Untertanen so knauserig sind. Sie wollen nämlich für das im November durch einen Brand arg in Mitleidenschaft gezogene königliche Windsor Castle nicht so recht in die Taschen greifen. Von den zur Restaurierung erforderlichen 40 Millionen Pfund (knapp 100 Millionen Mark) sind bislang lediglich 25.000 Pfund eingegangen. Unter Berufung auf namentlich nicht genannte „Experten“ rechnete die Sunday Times vor, daß von diesem Betrag nicht mal neue Vorhänge im Schloß aufgehängt werden könnten. RaSo