Der Ulk des Anthony Yeboah

■ Bayer Leverkusen – Eintracht Frankfurt 1:1

Leverkusen (taz) – Fußballfrust herrschte übers Wochenende in der Chemie-City: Nach der klaren 4:0-Niederlage in Kaiserslautern rätselten die Trainings-Kiebitze am Montag vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt: „Was ist los mit ,dem Bayer‘?“, fragte einer der Rentner vom harten Kern der Übungsbeobachter. „Die sind mit dem Kopf in Berlin. Beim Pokalfinale gegen Herthas Amateure“, antwortete einer seiner Kollegen.

In der Tat: In Leverkusen schien seit dem 3:0-Sieg im Halbfinale am 30.März gegen die Frankfurter die „Luft raus“ zu sein. Um so gespannter durfte man sein, ob sich die Eintracht für das Pokal-Aus revanchieren würde, das ja für die Verabschiedung Dragoslav Stepanovics aus der Main-Cohn-Bendit-Metropole gesorgt hatte. Und Stepanovic wird Reinhard Saftigs Nachfolger in Leverkusen.

15.000 Zuschauer erlebten eine Eintracht, die an diesem Abend keine Meisterschaftsambitionen mehr zeigte. Vor allem in der ersten Halbzeit dominierten die Talcidiologen aus Leverkusen. In der zwölften Minute schickte Franco Foda Guido Hoffmann mit einem gekonnten Paß „in die Gasse“ und dieser schoß das 1:0.

Wer nun einen Angriffswirbel der Spieler aus der Paulskirchenstadt erwartet hatte, sah sich getäuscht. Frankfurts Interims-Trainer Horst Heese: „Wir waren nicht in der Lage, auch nach einem frühen Gegentor konzeptionell zu spielen.“ Und das Konzept, das umgesetzt werden sollte, verriet er auch: „Wir wollten versuchen, gezielt zu kontern; über Anthony Yeboah, mit Kruse und Rahn als hängende Spitzen. Statt dessen haben wir uns festgerannt.“ – Vor allem aber fragten sich die Zuschauer bis dahin: Wo ist Anthony Yeboah? Bayer-Verteidiger Christian Wörns hatte ihn so gut im Griff, daß in der ersten Halbzeit nichts von ihm zu sehen war. Das sollte sich in der zweiten Halbzeit ändern.

In der 65. Minute kam er nach einem Chaos im Leverkusener Strafraum irgendwie an den Ball und erzielte im soundsovielten Nachsetzen das 1:1 für die Mannschaft aus Bembeltown. Für Coach Horst Heese ein „ulkiges Tor“. Damit war die Sache gelaufen. Reinhard Saftig bezeichnete das Leverkusener Spiel in der zweiten Halbzeit als „abgeschnitten“. Es schien, als hätten die Leverkusener Angst, doch noch zwei Punkte abzugeben.

Etwas anderes schmerzte Saftig weit heftiger: Das Angebot seines Nachfolgers Stepanovic, sofort das Training zu übernehmen. „Sauerei“, schimpfte er sichtlich bewegt. Probleme mit menschlichen Umgangsformen scheint es dagegen für Manager Reiner Calmund weniger zu geben. Er kündigte am Rande des Geschehens die Verpflichtung Bernd Schusters an. Natürlich nur, wenn „der Stepi“ sein Plazet gibt.

Aber erst wird das Ende der Bayer-Aktionärsversammlung Ende der Woche abgewartet. In Zeiten der Rezession macht es sich schlecht, mit einer 2,5 Millionen Überweisung für einen Fußballer an die Öffentlichkeit zu treten. Johannes Boddenberg

Eintracht Frankfurt: Stein - Binz - Bindewald, Zchachadse - Weber, Falkenmayer, Rahn (58. Anicic), Komljenivic, Bommer - Yeboah, Kruse (79. Penksa)

Zuschauer: 11.000; Tore: 1:0 Hoffmann (12.), 1:1 Yeboah (65.)

Bayer Leverkusen: Vollborn - Lupescu - Wörns, Radschuweit - Fischer (46. von Ahlen), Scholz, Foda, Hoffmann (75. Hapal), Kree - Thom, Kirsten