Bundesarbeitsamt auf Raubzug

■ Nürnberg: Weitere Einsparungen für Umschulung und Weiterbildung beschlossen

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Umschulung und Weiterbildung beschlossen

Der Kahlschlag in der Hamburger Weiterbildung geht munter weiter: Gestern beschloß die Bundesanstalt für Arbeit (BA) erneut Kürzungen im Bereich Fortbildung und Umschulung (F+U). Aus Protest zogen mittags 2000 Schüler- und LehrerInnen der Weiterbildungsträger zum Arbeitsamt. Ihre Forderung: „Umschulung statt Arbeitslosigkeit“.

Die Situation ist dramatisch: Nach dem Bonn-Beschluß, den Hamburger F+U-Haushalt auf 103 Millionen Mark zu kürzen, ferner die Bewilligungskriterien zu ändern, bleiben dem Arbeitsamt für Neubewilligungen in diesem Jahr nur 15 Millionen Mark — 10 Prozent des Vorjahresniveaus.

Laut Gewerkschaft ÖTV werden von den 270 Weiterbildungsträgern 200 „den Bach runtergehen“. 600 LehrerInnen verlieren den Arbeitsplatz, statt 12 000 Menschen werden 1993 nur noch 2000 Arbeitssuchende in den Genuß von F+U- Maßnahmen kommen. ÖTV-Vize- Chef Wolfgang Rose: „10 000 Menschen werden um die Möglichkeit einer beruflichen und sozialen Perspektive gebracht. Wer Arbeitslose produziert, wirft politische Sprengsätze in das rechtsextremistische Feuer.“

Und damit nicht genug: In Nürnberg wurde gestern beschlossen, daß eine Unterrichtsstunde zum gleichen Tarif künftig 60 Minuten statt bisher 45 Minuten dauert, dafür die Kurse um drei Monate verkürzt werden. Und: Die BA übernimmt nicht mehr die „notwendige Förderung“ in Höhe der Lehrgangsgebühren, sondern wird „eingeschränkt“ nur noch einen Zuschuß von drei Mark pro Stunde pro Teilnehmer zahlen. Folge: Die seriösen tarifgebundenen Träger können nicht mehr mithalten.

1Auch bei den Weiterbildungsunternehmen herrscht Entsetzen. Otmar Mayer, Chef der Facharbeiter-Ausbildung: „Wer die Weiterbildung gefährdet, gefährdet den Wirtschaftsstandort Bundesrepublik. Unseriöse Träger werden gefördert.“ Bei Hamburgs Arbeitsamtssprecher Manfred Klostermann

1herrschte Ungläubigkeit über die Nürnberger Beschlüsse. „Ich kann mir das nicht vorstellen.“

Die ÖTV setzt sich für eine Revision der Pläne ein. Montag wird der Verwaltungsrat des Arbeitsamts entscheiden, welche F+U-Maßnahmen noch weitergeführt werden können und welche Lehrgänge ge-

1killt werden müssen. Rose: „Wir sind nicht bereit, Kohl und Waigel zu erlauben, ihr Finanzdesaster und ihre ungedeckten Schecks durch einen Griff in die Arbeitslosenkasse auszugleichen.“ Viele F+U-SchülerInnen sagen es deutlicher: „Diese Regierung muß weg.“ Kai von Appen