Billige Klatsche

■ Über die angemessene Beseitigung einer Fliegenpopulation aus Sicht des Rechnungshofes

Wenn Krauses Sohn auf Steuerkosten in der Welt herumjettet oder Rita Süßmuth ihrem Mann den Dienstwagen überläßt, dauert es Jahre, bis ihnen jemand draufkommt. Doch zum Glück gibt es Beamte, die nehmen ihre Pflicht ernst, Schaden vom Steuerzahler abzuwenden. Folgender Fall wurde jetzt vom Rechnungsprüfungsamt der Stadt Verden aufgedeckt: Am 8. August 1991 kaufte die Hauswirtschaftsleiterin des Verdener Krankenhauses 20 Fliegenklatschen zum Stückpreis von 60 Pfennigen. Eigentlich wollte sie ja 30 Fliegenklatschen, die Firma hatte jedoch nur 20 vorrätig. Also ging sie in ein anderes Geschäft und erstand weitere zehn Fliegenklatschen — zum Stückpreis von zwei Mark. Halt! sprach hier der Rechnungsprüfer. Wehret den Anfängen! Warum Fliegenklatschen für zwei Mark, wo es doch schon welche für 60 Pfennig gibt? Eine Differenz von zehnmal Einsvierzig macht nach Adam Riese 14 Mark verschwendete Steuergelder! Gewissenhaft schob er die Ärmelschoner hoch, spitzte den Gänsekiel und schrieb eine Prüfbemerkung. Diesen Tadel ließ die Stadtverwaltung nicht auf sich sitzen. Vor dem Finanzausschuß wurde, unter Heranziehung unwiderlegbarer physikalischer, metereologischer und zoologischer Fakten, die Berechtigung der 14 Mark Mehrausgabe für die teuren Fliegentöter nachgewiesen:“ Diese Klatschen sind größer und stabiler und scheinen somit nach Qualität und Gebrauchsnutzen den Modellen des Vortagseinkaufs weit überlegen. Die Beschaffenheit dieser besseren Qualität erscheint insbesondere auch aufgrund des sehr guten Wetters im Sommer 1991 und der damit verbundenen guten Futtergrundlage für die Fliegen gerechtfertigt. Die Fliegenpopulation war in diesem Sommer ausgesprochen hoch und viele Tiere wiesen eine überdurchschnittlich gute Konstitution auf.“ An dieser Aufgabe wäre eine Billigklatsche glatt zerbrochen. Marie Beckmann